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8. Tag der sachsen-anhaltischen Landesgeschichte am 27. Oktober 2018 im Volkspark Halle (Saale)
Die turbulenten Jahre der politischen Neuordnung und gesellschaftlichen Neuorientierung, die auf die Novemberrevolution von 1918 folgten, waren von einer großen Vielfalt jeweils regionaler Entwicklungen geprägt. Die Prozesse in den revolutionären Zentren Berlin, München, im Ruhr- sowie im mitteldeutschen Industriegebiet wiesen nicht nur im Vergleich miteinander markante Unterschiede in ihren strukturellen Bedingtheiten, in Konstellationen und Zeittakten auf, sondern waren zugleich grundverschieden von jenen im ländlichen Hinterpommern, im liberalen Südwestdeutschland oder in den Hochburgen des politischen Katholizismus. Diese Diversität politischer wie sozialer und kultureller Tendenzen ist zwar in Lokal- und Regionalstudien immer wieder deutlich herausgearbeitet worden, aber für die Gesamtinterpretationen der Novemberrevolution und der ihr folgenden Gründungsphase der Weimarer Republik spielt dieser Befund bislang kaum eine Rolle. Häufig kann man den Eindruck gewinnen, eine Geschichte dieser Jahre könne ganz aus der Perspektive Berlins und Münchens geschrieben und vor allem: erklärt werden. Diese reduktionistische Perspektive führt notwendigerweise in die Irre. Wenn wir das Revolutionsjubiläum von 1918 zum Anlass nehmen wollen, die formativen Jahre der Weimarer Republik analytisch neu in den Blick zu nehmen, so bedarf es nicht zuletzt einer Perspektive, welche die historisch gewachsene regionale Diversität Deutschlands ernst nimmt und zum Ausgangspunkt der Untersuchung macht. Sinnvoll wären dann zum Beispiel vergleichend angelegte Regional- und Lokalstudien der sozialen Protestbewegungen, der Neuorientierungsversuche des Bürgertums oder der kulturellen Aufbrüche jener Jahre. Gerade die gesellschaftlichen Tiefenwirkungen der Revolution für die deutsche Gesellschaft insgesamt (und nicht nur für ihren Berliner oder Schwabinger Ausschnitt) lassen sich durch eine Kombination von regionalen Mikrostudien und systematischem Vergleichen vermutlich mit beträchtlichem Erkenntnisgewinn neu vermessen. Die Deutschland insgesamt kennzeichnende regionale Diversität fand sich um 1918 im Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt in einzigartiger Weise auf engstem Raum konzentriert. Im industrialisierten Süden des Landes um die Stadt Halle herum polarisierte sich die politische Landschaft rasch gewaltsam; ein zunächst in der USPD, dann in der KPD organisierter radikaler Sozialismus wusste die überwältigende Mehrheit der regionalen Arbeiterschaft hinter sich und versuchte zwischen 1919 und 1921 in mehreren Anläufen, die Revolution in Richtung Rätedemokratie und Sozialisierung voranzutreiben. Dagegen spielte diese Strömung ab dem Frühjahr 1919 in Magdeburg kaum noch eine Rolle; hier dominierte die Mehrheitssozialdemokratie unangefochten. Der Dessauer Arbeiter- und Soldatenrat wählte den liberalen Oberbürgermeister der Stadt zu seinem Vorsitzenden; fortan gab in Anhalt ein Bündnis aus Sozialdemokraten und Liberalen den Ton an. In der Altmark schließlich blieben die ostelbischen Agrareliten einflussreich, sahen sich aber gleichwohl nun auch in den Kleinstädten und mitunter sogar auf dem Land mit aktiven Sozialisten konfrontiert. Der achte Tag der Landesgeschichte, den die Historische Kommission für Sachsen-Anhalt in Gestalt einer ganztägigen Tagung am Samstag, dem 27. Oktober 2018, veranstaltet, soll auf Basis dieser Grundgedanken zum einen die regionale wie thematische Vielfalt der Geschehnisse in der preußischen Provinz Sachsen und im Freistaat Anhalt sichtbar machen, zum anderen Perspektiven zu ihrem Vergleich miteinander, aber auch mit den Entwicklungen in anderen Regionen öffnen. Wie veränderten sich beispielsweise jeweils die lokalen und regionalen politischen Kulturen durch das Ende des Dreiklassenwahlrechtes und die Einführung des Frauenwahlrechtes? Was hatten die Protest-, Streik- und Aufstandsbewegungen linker Arbeiter im mitteldeutschen Industrierevier mit zeitgleichen Phänomenen im Ruhrgebiet gemeinsam, was unterschied sie aber auch eventuell voneinander? Die hier stichwortartig und unvollständig skizzierten Themen stehen für die mögliche (und von den Veranstaltern erhoffte) Bandbreite, welche diese Tagung gewinnen kann – sofern sich Kolleginnen und Kollegen finden, die es ihrerseits als reizvoll empfinden, sich mit ihren Themen und Thesen am achten Tag der sachsen-anhaltischen Landesgeschichte zu beteiligen, sei es mit Beiträgen zur Geschichte dieser Region, sei es mit Vergleichsperspektiven zu anderen Regionen. Bitte senden Sie ein Abstract von etwa 2.000 Zeichen bis zum 15. März 2018 an: kontakt@hiko-sachsen-anhalt.de. Nachfragen zum Konzept der Tagung richten Sie bitte an: patrick.wagner@geschichte.uni-halle.de.
Weitere Informationen finden Sie hier
Friedrich-Ebert-Stiftung Archiv der sozialen Demokratie Referat Public History, Netzwerk Demokratie/Geschichte 2018/19
KontaktPeter Beule
Godesberger Allee 149 53175 Bonn
+49 228 883 8076peter.beule(at)fes.de
www.geschichte-der-sozialdemokratie.de