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Archiv der sozialen Demokratie

 

FEShistory – der Blog

Herzlich willkommen zum Geschichtsblog FEShistory des Archivs der sozialen Demokratie. Hier veröffentlichen wir regelmäßig Beiträge zur Geschichte der Sozialdemokratie und der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung. Wir berichten über die historischen Bestände des AdsD und der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, weisen auf interessante Veranstaltungen und spannende Publikationen hin und lassen Gäste aus der geschichtswissenschaftlichen Community zu Wort kommen.

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Zum 125. Geburtstag von Kurt Schumacher

Heute jährt sich Kurt Schumachers Geburtstag zum 125. Mal. Sein Leben war vom Kampf gegen den Nationalsozialismus und für die Demokratie gezeichnet. Die Anteilnahme an seinem (zu) frühen Tod, war v.a. eine Würdigung dessen.

Den Trauerzug zum Friedhof säumten mehr als 200.000 Menschen, Tausende standen schon bei der Überführung des Sargs von Bonn nach Hannover am Straßenrand Spalier. Die offizielle Trauerfeier im Plenarsaal des Bundestages wurde live im Rundfunk übertragen und die Fahnen vor öffentlichen Gebäuden hingen in der ganzen Bundesrepublik auf Halbmast: Der Tod von Kurt Schumacher, der am 20. August 1952 mit nur 56 Jahren starb, fand eine enorme öffentliche Anteilnahme.

Schumacher war nach 1945 die unumstrittene Führungspersönlichkeit der deutschen Sozialdemokratie. Noch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges hatte er die Neugründung der SPD vorangetrieben und schließlich mit dem schon beinahe legendären „Büro Schumacher“ die neue Parteizentrale in Hannover etabliert. Ab 1946 war er ganz offiziell Parteivorsitzender, nach der verlorenen ersten Bundestagswahl SPD-Fraktionsvorsitzender und somit Oppositionsführer im Bundestag.

Geboren wurde Kurt Schumacher am 13. Oktober 1895 im damals preußischen Culm (heute Chełmno in Polen). Noch während der Schulzeit meldete er sich im August 1914, kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs, als Kriegsfreiwilliger. Wenige Monate später erlitt er bei einem Fronteinsatz so schwere Verletzungen, dass sein rechter Arm amputiert werden musste. In den restlichen Kriegsjahren studierte Schumacher Rechts- und Staatswissenschaften in Halle, Leipzig und Berlin. 1926 promovierte er mit der Arbeit „Der Kampf um den Staatsgedanken in der deutschen Sozialdemokratie“.

In die SPD war Schumacher 1918 eingetreten, und bald hatte er sich zu einem der führenden schwäbischen Sozialdemokraten in der Weimarer Republik hochgearbeitet. Im Alter von 29 Jahren wurde er schließlich in den Landtag von Württemberg, sechs Jahre später in den Reichstag gewählt. Dort profilierte er sich als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus, der auch nicht davor zurückschreckte, Joseph Goebbels gegenüber „die restlose Mobilisierung der menschlichen Dummheit“ vorzuwerfen.

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde Schumacher wegen seiner NS-Gegnerschaft ab Juni 1933 per Steckbrief gesucht. Er tauchte in Berlin unter, wurde jedoch am 6. Juli 1933, kurz nach dem Verbot der SPD, verhaftet und anschließend im Gefängnis Plötzensee und in den Konzentrationslagern Heuberg und Oberer Kuhberg festgehalten, ehe er im schließlich Juli 1935 in das Konzentrationslager Dachau verlegt wurde, in dem er bis März 1943 inhaftiert blieb.

Nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager musste Schumacher in Hannover leben, da die NS-Behörden annahmen, dass er dort keine alten Kontakte zu sozialdemokratischen Gegnern des Nazi-Regimes würde aufnehmen können. Er arbeitete fortan als Buchhalter in einer Leimfabrik und wohnte bei seiner Schwester und deren Mann.

Nach über neun Jahren NS-Haft war Schumachers Gesundheit ruiniert. Fast erblindet musste ihm als Spätfolge der Haftbedingungen im Jahr 1948 auch noch ein Bein amputiert werden. Trotzdem setzte sich Schumacher bereits unmittelbar nach der Befreiung Hannovers durch alliierte Truppen unermüdlich und mit viel Organisationsgeschick für die Neuorganisation der SPD und den demokratischen Neuaufbau Deutschlands ein. Im Mai 1946 wählten ihn die Teilnehmenden des SPD-Parteitages mit 244 von 245 Stimmen zum ersten Nachkriegs-Parteivorsitzenden.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit war Schumacher der vielleicht sogar bekannteste westdeutsche Politiker, der für viele Menschen allein durch seinen körperlichen Zustand und seine Biographie eine moralische Führungspersönlichkeit darstellte. Nach der für die SPD verlorenen ersten Bundestagswahl 1949 wurde Schumacher als Oppositionsführer der große innenpolitische Gegenspieler von Bundeskanzler Konrad Adenauer. Wichtige politische Positionen Schumachers waren u.a. eine klare Abgrenzung zum Kommunismus, die Vereinigung eines demokratischen Deutschlands, das Selbstbestimmungsrecht und die Gleichberechtigung Deutschlands in der internationalen Politik.

Schumachers Tod kam trotz seiner zahlreichen gesundheitlichen Leiden plötzlich und unerwartet. Nur wenige Stunden zuvor hatte er sich noch mit politischen Gefährten in seiner Wohnung auf dem Bonner Venusberg ausgetauscht und Pläne geschmiedet. Umso größer war anschließend die überwältigende Anteilnahme am Tod einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen Sozialdemokratie.
 

Alexander Braune


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