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Nachhaltigkeit und ökologische Lebensweisen sind in aller Munde. Menschen gehen dafür auf die Straße, die Politik versucht Kompromisse zwischen unterschiedlichen Interessen zu schmieden.
Bild: FES
Nachhaltigkeitsvisionen: „Zukunft ist nicht die Fortschreibung der Gegenwart“
Durch Klimakrise und Digitalisierung heißt die zentrale und existenzielle Herausforderung für die gesamte Weltbevölkerung unbestritten Nachhaltigkeit. Die erfolgreiche Bewältigung dieser globalen Generationen-Aufgabe erfordert allerdings nicht nur bei der internationalen Zusammenarbeit und auf der Ebene einzelner Staaten Visionen von einer sozial gerechteren und umwelterhaltenderen Lebensweise, sondern auch die Entwicklung von entsprechenden Ideen und Konzept in kleinen und kleinsten Gesellschafts- und Verwaltungseinheiten wie etwa Städten und Gemeinden.
Die Erarbeitung entsprechender Szenarien und Ausgestaltung von Maßnahmen für jedermann sowie messbaren Zielen standen beim Workshop der Friedrich-Ebert-Stiftung „Gutes Leben 2050 – in unserer Region“ am 23.11. in Dortmund im Mittelpunkt. Informative Inputvorträge von Experten_innen über allgemeine Herausforderungen des ökologischen und sozialen Wandels einerseits und die regionalen Möglichkeiten für Veränderungen andererseits prägten die Veranstaltung des Landesbüros NRW der Friedrich-Ebert-Stiftung ebenso wie der lebhafte und mitunter kontroverse Gedankenaustausch der Teilnehmenden in den nachfolgenden Arbeitskreisen. Die abschließende Diskussion über die herausgefilterten Ergebnisse mit zwei Regionalpolitiker_innen rundete die Diskussion über Umsetzungsmöglichkeiten nachhaltiger Ideen ab.
Kathrin Ludwig, Projektmanagerin des Berliner Beratungsinstituts adelphi, stimmte im ersten Vortrag grundsätzlich auf die Thematik des Workshops ein, indem sie eingehend die globalen Herausforderungen beschrieb. Ein zentraler Punkt ihres Referats „Auf dem Weg in eine nachhaltige Gesellschaft – globale und nationale Rahmenbedingungen“ war die Erläuterung der „Agenda 2030“ der Vereinten Nationen: Ludwig verdeutlichte dabei die sogenannten „17 Ziele für eine Nachhaltige Entwicklung“ aus unterschiedlichsten Lebensbereichen, zu denen neben anderen auch Maßnahmen zum Klimaschutz, nachhaltige Städte und Gemeinden, menschenwürdige Arbeit sowie etwa die Beseitigung von Hunger und Armut gehören. Mit Grafiken zum „Erdüberlastungstag“, an dem die Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen das Angebot und die Kapazität der Erde in einem Jahr übersteigt, veranschaulichte Ludwig die fortscheitende Schädigung und Plünderung der Erde durch die Menschen. Hinsichtlich des Klimawandels skizzierte die Wissenschaftlerin zudem die Relevanz eines Durchschnittsbürgers in Deutschland und seiner Lebensweise für die weitere Entwicklung. Als Schlussfolgerung aus den vorgelegten Daten schlug Ludwig durch „Trends und Hebel für ein nachhaltiges Leben 2050“ den Bogen zum Thema des Workshops. Verbunden mit dem Appell, dass „die Zukunft nicht die Fortschreibung der Gegenwart ist“, nannte die Referentin unterschiedliche Handlungsoptionen besonders für die Mobilität, Wohnen sowie Arbeit und Bildung – jene Themenkreise, mit denen sich im späteren Workshop-Verlauf die Arbeitskreise auseinandersetzen sollten.
Der zweite Vortrag wurde von Moritz Schmidt gehalten. Er arbeitet in der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21NRW e. V. (LAG21), ein unabhängiges Netzwerk von Kommunen und zivilgesellschaftlichen Verbänden, Vereinen und Akteuren in Nordrhein-Westfalen, das durch Bildung, Beratung, Projekte und Kampagnen lokale Nachhaltigkeitsprozesse strategisch unterstützt und praxisorientiert umsetzt. Er lenkte den Fokus der Teilnehmenden auf die lokale Umsetzung der „Agenda 2030“. Schmidt stellte die Bemühungen der LAG 21 zur Umsetzung der 17 genannten UN-Ziele auf lokaler und regionaler Ebene dar. Dazu unterstütze die LAG21 Wissensaustausch, die Vernetzung von Akteuren, insb. Kommunen und Zivilgesellschaft, sowie die Entwicklung von Handlungsansätzen und die politische Einmischung in mehreren Modellkommunen. Laut Schmidt folgen die lokal gebildeten Arbeitskreise die Leitlinien „In der Kommune für die Kommune“, „In der Kommune für die Welt“ und „In anderen Ländern und durch andere Länder“.
Anschließend an die Vorträge fanden drei Gruppendiskussionen zu den Themen „Mobilität 2050“, „Wohnen 2050“ und „Arbeiten 2050“ statt. Mit Unterstützung durch Workshop-Leiter Frank Burgdörfer von der Agentur polyspektiv erfolgte zunächst eine Situationsanalyse des jeweiligen Themengebiets, ehe auf der Grundlage des Status quo zielgerichtete Visionen für das Jahr 2050 erarbeitet wurden. Als dritten Schritt entwickelten die drei Gruppen Rollenspiele, in denen die Akteure aus dem Jahr 2050 auf die Entwicklung der letzten 30 Jahre zurück blicken und die bis idealerweise umgesetzten Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit aufzeigen. Dieser Präsentation der Arbeitsergebnisse wohnten auch der Wuppertaler SPD-Landtagsabgeordnete Dietmar Bell und Monika Lührs, umweltpolitische Sprecherin im Rat der Stadt Dortmund, als sachverständige Gäste bei.
Der Arbeitskreis „Gutes Arbeiten“ stellte seine Zukunftsvorstellungen als generationenübergreifendes Familiengespräch am Küchentisch dar. Die Gruppe betonte vor allem vorteilhafte Rahmenbedingungen von Erwerbstätigkeit als Voraussetzung für ein erfülltes familiäres Miteinander mehrerer Generationen und die Selbstverwirklichung von Arbeitnehmenden. Die markantesten Merkmale seien demnach eine 30-Stunden-Woche, die obligatorische Möglichkeit zu Home-office-Arbeit, angepasste Öffnungszeiten von Kindertagesstätten oder auch die ausgebaute Förderung von Familien im Steuerrecht.
Ein imaginäres Bürgerforum vermittelte nachfolgend die Resultate des Arbeitskreises „Gutes Wohnen“. Lebendig-solidarische Gemeinschaften und zirkuläre Bauweise prägen den Wünschen der Diskussionsteilnehmenden zufolge die Quartiere. Die Bewohner_innen begegnen Politik und genossenschaftlichen Wohnungsgesellschaften auch dank basisdemokratischer Elemente auf Augenhöhe und profitieren in einem barrierefreien Umfeld von einer obligatorischen Daseinsvorsorge. Ebenso haben mittlerweile alternative Wohnformen wie mobile „Tiny Houses“ ihren Platz in Gesellschaft und Stadtbildern.
Im „Dortmunder Bahnhof der Zukunft“ ließ die Arbeitsgruppe „Gute Mobilität“ erleichtert die Zustände von 2019 noch einmal Revue passieren. Gute Mobilität basiere zuvorderst auf einem funktionierenden und serviceorientierten Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs mit einer komfortablen Taktung und einheitlich günstigen Preisgestaltung. Knotenpunkte wie eben ein Bahnhof seien zu attraktiven Begegnungsstätten ausgebaut und dadurch zu regelrechten Kommunikationszentren für die Bevölkerung erwachsen.
In der Diskussion mit Bell und Lührs wurde erörtert, wo die Politik schon auf einem guten Weg ist und wo sie auch auf Hindernisse stößt. Die beiden unterstützten viele der Forderungen der Teilnehmenden, wiesen aber auch darauf hin, dass es andere Interessengruppen gebe und einschneidende Veränderungen trotz allen Handlungsdrucks erst nach durchaus langwierigen Gesprächen und Verhandlungen mit allen Seiten zu erzielen seien. Als Beispiel wurden Projekte angeführt, die auf kommunaler Ebene durchaus zu mehr nachhaltiger Mobilität hätten führen können, die aber von anwohnenden Bürger_innen abgelehnt wurden. Das Interesse von Vielen sei mitunter nicht gegen das Interesse einiger stark Betroffener durchsetzbar. Nur die breite Einsicht in das Notwendige und ein daraus resultierender Konsens in der Gesellschaft könnte eine Beschleunigung entsprechender Prozesse bewirken.
Text: Dietmar Kramer
Redaktion: Henriette Kiefer
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