Diese Webseite verwendet Cookies
Diese Cookies sind notwendig
Daten zur Verbesserung der Webseite durch Tracking (Matomo).
Das sind Cookies die von externen Seiten und Diensten kommen z.B. von Youtube oder Vimeo.
Geben Sie hier Ihren Nutzernamen oder Ihre E-Mail-Adresse sowie Ihr Passwort ein, um sich auf der Website anzumelden.
In der Coronakrise sind die Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit laut. Doch werden sie auch gehört? Ein Beitrag von Paula Daza.
Der Beitrag erschien im spanischen Original als Teil des FESminismos-Projekts des FES Büros in Chile.
In vielen Ländern der Welt wurde die obligatorische Isolation angeordnet; in unseren Wohnungen eingesperrt zu sein, hat den Fokus auf den Alltag zuhause verlagert. Ohne den Vorwand, das Haus verlassen zu müssen, um einem Termin wahrzunehmen oder an einer Besprechung teilzunehmen, laufen alle Aktivitäten drinnen ab. Was so wichtig erschien und draußen auf dem Spiel stand, ist momentan unwichtig geworden.
Das rein Private, das was hinter den Kulissen passiert, ist nie etwas für die öffentliche Darstellung gewesen, niemand veröffentlicht ein Selfie während er das Bad putzt oder den Müll rausbringt, weil der wertvollere Teil unseres Lebens drauβen verläuft. Das ist unter anderem der Grund, weshalb zum Beispiel die Kleinkinderziehung so unerträglich erscheint. Sie ist etwas sehr Intimes, und in einer Unterhaltungsgesellschaft ist die Routine der Betreuung eines Menschen keine medienwirksame Episode. Diese Tendenz hat jedoch noch eine tiefere Wurzel, die mit der Geringschätzung der mit Pflege und Lebenserhaltung verbundenen Tätigkeiten zusammenhängt.
Dieser neue Zustand des Eingeschlossenseins macht aber auch die kreative Herausforderung deutlich, die es bedeutet, den täglichen Speiseplan aufzustellen und die Zeit zu planen, die wir für den Wohnungsputz brauchen. Damit wird die Transzendenz der Tätigkeiten sichtbar, die es uns ermöglichen, unseren Alltag zu meistern. Die Zeit reicht kaum aus zum Kochen, Geschirr spülen, Putzen. Der Schwerpunkt hat sich verlagert und wir können jetzt vielleicht besser nachvollziehen, was individuelle und familiäre Betreuungsarbeit impliziert.
Ohne die Möglichkeit, dem zuhause Eingesperrtsein zu entfliehen, wird das Private zu etwas sehr Politischem und die Bedeutung der geringgeschätzten, für das Funktionieren eines Haushalts unerlässlichen Arbeit, die im Allgemeinen weiterhin wir Frauen übernehmen, wird sichtbar gemacht.
Für diejenigen, die kleine Kinder zuhause haben, wird diese Herausforderung noch gröβer. Die Hausaufgaben müssen beaufsichtigt, der Online-Unterricht absolviert werden und es erfordert Kreativität, um den Kindern die Stunden zuhause erträglich zu gestalten. Die Kindererziehung erhält damit eine ganz andere Dimension, und wieder sind zum gröβten Teil wir es, die Frauen, die Tag für Tag die führende Rolle bei der Betreuung der Kinder übernehmen.
Zugleich hat die Konjunktur dazu geführt, dass die Menschen nach einem stärkeren Staat rufen oder umfassendere Gesundheitsversorgung fordern. All das sind gerechte Forderungen, aber vielleicht ermöglichen diese neuen Zeiten, den Blick auch auf das Herz der genderspezifischen Ungleichheit zu richten. Und zwar jene, die in den von Männern und Frauen verrichteten Tätigkeiten zuhause sehr latent ist.
Und genauso ist es an der Zeit, sich der Bedeutung Haushaltshilfen und von Reinigungspersonal bewusst zu werden. Jetzt, wo sie nicht zur Arbeit kommen, wird erst deutlich wie unentbehrlich diese oft von Frauen ausgeübten oder der weiblichen Arbeitswelt zugeordneten Tätigkeiten für die Aufrechterhaltung unserer Lebensroutinen, vor allem in den Städten sind.
Vielleicht führt das zu erneuten Reflexionen über die Notwendigkeit die Strukturen abzubauen, auf die sich die soziale Ausbeutung stützt, und zu einer Versöhnung mit dem privaten Bereich. Der Aufruf ist, das zu akzeptieren, was der Feminismus seit langem nachdrücklich betont: die Gesellschaftsordnung gründet auf der unsichtbar gewordenen und unbezahlten (oder schlecht bezahlten) Arbeit zur Reproduktion des Lebens, die wir Frauen täglich in aller Stille zuhause und den Lebensräumen der Anderen verrichten.
**Bildtext: Die Tage werden kurz zum Kochen, Waschen, Putzen des Hauses. Für diejenigen, die kleine Kinder zu Hause haben, ist die Herausforderung noch größer. Die Hausaufgaben müssen beaufsichtigt, der Online-Unterricht absolviert werden und es erfordert Kreativität, um den Kindern die Stunden zuhause erträglich zu gestalten. Das, was sich in der Welt draußen abspielte und was so wichtig erschien, spielte für einen Moment keine Rolle mehr. Was sich hinter den Kulissen abspielt, entpuppt sich als das Herz des Lebens. (Paula, 42, aus Equador)**
Mit einer Illustrationsreihe berichtet das FESminismos Projekt über die Art und Weise, wie Frauen derzeit Sorgearbeit verichten. Denn heutzutage und im Anbetracht der Coronakrise ist die Ausübung von Pflege- und Sorgearbeit noch komplizierter. Alle Illustrationen finden Sie hier.
Welche Konzepte für eine Neugestaltung des Care-Regimes benötigt werden. Ein Beitrag von Barbara Thiessen.
Eine feministische Betrachtung der Auswirkungen von COVID-19 in der Region des Mittleren Ostens und Nordafrika.
Oder: Warum die Strategie des Gender Budgeting mehr Anwendung braucht. Ein Beitrag von Almut Schnerring.
Frustrated! Tired! I feel like crying all the time! These are some statements of women according to their situation in times of COVID-19 in Albania.…
Nach Corona muss die systemrelevante Care-Arbeit endlich als fundamentaler Bestandteil unseres Wirtschaftssystems gelten. Ein Beitrag von Prof. Dr.…
How Middle East & North Africa lockdown policies ignore unequal relations of power in households. By Yara Tarabulsi & Lina Abou-Habib.
Remote Education and Care Work in Bulgaria in the Times of Coronavirus. By Neda Genova.
Was wir aus dem Lohn- und Prestigeniveau systemrelevanter Berufe für die Zeit nach Corona lernen müssen. Ein Beitrag von Josefine Koebe.
Homeoffice: Wie die Lebensrealität von Eltern und Alleinlebenden in der Coronakrise an Politik und Firmen vorbei geht. Ein Beitrag von Dr. Uta…
Godesberger Allee 149 53175 Bonn Tel.: 0228 / 883 - 7202 Fax: 0228 / 883 - 9208
Schwanenmarkt 15 40213 Düsseldorf Tel.: 0211 / 436 - 375 63 Fax: 0211 / 436 - 381 48
Team & Kontakt