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Bild: FES Header Muensterland 3 2
Rückblick auf das Münsterlandgespräch in Sendenhorst
"Gute medizinische Versorgung im ländlichen Raum stärken! – Innovation durch Koordination und Kooperation"
Das Ausrufezeichen hinter diesen Veranstaltungstitel, hat Referent Arne Cremer von der Friedrich-Ebert-Stiftung mit Absicht gesetzt: Es soll den hohen Stellenwert, den die Stiftung den Anliegen ländlicher Regionen in NRW beimisst, hervorheben. Den Anliegen und Themen der Bürger_innen aus dem Münsterland Diskussionsräume zu eröffnen – dies ist das zentrale Anliegen der Veranstaltungsreihe der Münsterlandgespräche, die gleichzeitig als wertvoller Impulsgeber für den gesellschaftspolitischen Dialog und die Entwicklung der politischen Bildungs- und Beratungsarbeit dienen sollen.
Am 24. Januar ging es in Sendenhorst dabei um die Stärkung der medizinischen Versorgung in ländlichen Regionen. Ein Thema, das Kommunen insbesondere aufgrund des demografischen Wandels, bereits heute vor viele Herausforderungen stellt. Das große Interesse der Bürger_innen am Thema und an den Beiträgen des hochkarätig besetzten Podiums mit Vertreter_innenn aus Politik, Wissenschaft und medizinischer Praxis, wurde bereits vor Veranstaltungsbeginn deutlich: Mit mehr als 120 Besucher_innen war der Veranstaltungsraum bis auf den letzten Platz gefüllt. .
Über diesen Andrang freute sich auch Bernhard Daldrup MdB und kommunalpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, der die Gäste im Saal und auf dem Podium begrüßte und die Moderation für die Veranstaltung an diesem Abend übernahm.
Dieser begann mit einem inhaltlich fordernden aber zugleich kurzweiligen Vortrag vom stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion Prof. Dr. Karl Lauterbach, den Bernhard Daldrup als „Deutschlands profiliertesten Gesundheitspolitiker“ begrüßte. Lauterbach skizzierte einführend die zentralen Herausforderungen des deutschen Gesundheitssystems. Ein sinkender Anteil an Hausärzt_innen, zu wenig Medizinstudienplätze und zu wenig Pflegekräfte stünden bei steigenden Behandlungskosten einer immer größer werdenden Zahl versorgungsbedürftiger Bürger_innen gegenüber. Dies setze zugleich die Quantität und Qualität der Versorgung auf dem Land zunehmend unter Druck. Darauffolgend beschrieb er, wie die SPD mit einer zielgerichteten politischen Agenda beispielsweise durch die Wiederherstellung der Parität in der gesetzlichen Krankenversicherung, die Einführung einer elektronischen Patientenakte und die tarifliche Bezahlung aller Pflegekräfte, noch in dieser Legislaturperiode zur konkreten Verbesserung der Situation beitragen werde.
Anschließend stellte Prof. Dr. Kerstin Hämel von der Universität Bielefeld ihre Forschungsergebnisse zu dem Konzept der kommunalen Gesundheitszentren vor. Diese Zentren zeichneten sich durch die Bündelung von multiprofessionellen Versorgungsangeboten unter einem Dach aus und ermöglichten dadurch eine Stärkung der Grundversorgung. Diese könne damit sowohl ein breites Bedarfsspektrum abdecken, als auch eine multidimensionale Versorgung in der Kommune anbieten, in der die Patient_innen auf kurzen Wegen direkt an die richtigen Ansprechpersonen weitervermittelt würden.
Werner Strotmeier, Vorsitzender des Kuratoriums und langjähriger Geschäftsführer des St. Josef-Stiftes Sendenhorst, machte in seinem Impuls deutlich, dass das Wohl der niedergelassenen Ärzte_innnen und der Patient_innen wieder stärker in das Blickfeld von Politik und Krankenkassen rücken müsse. Dies könnte beispielsweise durch die Einführung neuer Arbeitszeitmodelle, die die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichten, gelingen.
In der darauffolgenden Diskussion zeigte sich das Publikum in gleichem Maße engagiert und sachkundig. Das Konzept der kommunalen Gesundheitszentren fand viel Zustimmung, obgleich Diskussionsbedarf über die Trägerschaft solcher Zentren bestand. Laut Prof. Hämel könne die Trägerschaft durch die Kommunen selbst übernommen werden, während sich demgegenüber andere Diskussionsteilnehmer_innen für private Trägerschaften aussprachen.
In der Debatte wurde zudem deutlich, dass für eine gute medizinische Versorgung auf dem Land, der öffentliche Nahverkehr ausgebaut oder durch Fahr- und Bringdienste der Kommunen ergänzt werden müsse. Nur so könne es den Patient_innen ermöglicht werden, Arztbesuche selbstständig wahrzunehmen und eine nachhaltige Versorgung mit Blick weiter auf den voranschreitenden demografischen Wandel gesichert werden.
Die Bürger_innen zeigten sich zufrieden mit den Impulsen und Antworten der Podiumsgäste, wünschten sich aber noch eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Einfluss der Pharmaindustrie auf die Versorgungssituation sowie mit der Frage, wie Ärzt_innen in Zukunft für offene Stellen in Dörfern und kleineren Gemeinden gewonnen werden könnten, anstatt in die großen städtischen Kliniken "abzuwandern".
Es blieb also noch genügend Diskussionsstoff für ein weiteres Münsterlandgespräch in Sendenhorst – sowohl Referent_innen als auch die Besucher_innen hätten nach einer anregenden Diskussion wohl nichts dagegen!
Text: Sonja Neitzke
Redaktion: Arne Cremer
Nachbericht zur Veranstaltung in der Online-Ausgabe der Westfälischen Nachrichten unter:https://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Warendorf/3631083-Karl-Lauterbach-in-Sendenhorst-Bei-medizinischer-Versorgung-neue-Wege-beschreiten
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