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Dienstag, 24.05.22 17:30 bis Dienstag, 24.05.22 20:00 - Leverkusen

Rückblick | Zukunft der Arbeit Leverkusen


Terminexport im ICS-Format

Auftakt der Veranstaltungsreihe „Zukunft der Arbeit in NRW“!

Die Arbeitswelt in NRW ist im Wandel. Wie können Arbeitnehmer_innen in der chemischen Industrie den Wandel ihrer eigenen Arbeitswelt mitgestalten?

Die Arbeitswelt in NRW ist im Wandel. Durch Digitalisierung verändern sich Geschäftsmodelle, Berufsbilder, Arbeitsplätze und die Arbeitsorganisation in vielen Branchen enorm. Diese Transformationsprozesse führen auf Beschäftigtenseite oft zu Verunsicherungen. In vielen Bereichen bestehen Befürchtungen der Substituierung von Arbeitsplätzen durch Künstliche Intelligenz. 

Ob der digitale Wandel aber am Ende zum Schicksal oder zur Chance für Beschäftigte wird, hängt entscheidend davon ab, wie Gestaltungsspielräume genutzt werden. Wenn Beschäftigte und ihre Interessensvertreter_innen gemeinsam mit dem Management die Herausforderungen des Wandels und aktuelle Trends erkennen und die Transformation aktiv gestalten, kann dies zu sinnvolleren Prozessen, besseren Arbeitsbedingungen und höheren Löhnen in den sich wandelnden Beschäftigungsfeldern führen. Dafür braucht es Strategien für die Entwicklung und Implementierung von zukunftsorientierten, konkreten Konzepten zur Gestaltung des Wandels der Arbeitswelt in den Betrieben.

Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe „Zukunft der Arbeit in NRW“ steht die chemische Industrie im Mittelpunkt. Sie ist für NRW von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung, da sie häufig den Ursprung zahlreicher Wertschöpfungsketten darstellt und nicht zuletzt aufgrund des in Leverkusen ansässigen Chemparks. Welche Auswirkungen gesellschaftliche Transformationsprozesse auf die Chemiebranche haben und wie Arbeitnehmer_innen in der chemischen Industrie den Wandel ihrer eigenen Arbeitswelt mitgestalten können, diskutierten wir am 24. Mai 2022 in der Leverkusener BayArena mit Vertreter_innen aus Wissenschaft, Politik, der Industriegewerkschaft IGBCE, Betriebsräten und vor allem den Beschäftigten selbst. Dabei wurde klar: nur mit Zusammenarbeit und stetiger Weiterqualifizierung kann Transformation aktiv gestaltet werden.

Die chemische Industrie hat in NRW und besonders auch in Leverkusen eine große Relevanz. Die Stadt sei stark durch die chemische Industrie geprägt und weise eine enorme Innovationskraft auf, so Uwe Richrath, Oberbürgermeister von Leverkusen, in seinem Grußwort an Gäste und Podium. Der Fokus müsse gezielt auf der Förderung der aktuellen und zukünftigen, hochqualifizierten Mitarbeiterschaft liegen. Eine soziale Gestaltung der Jahre der Transformation solle sicherstellen, dass die Innovationskraft hin zu einem nachhaltigen Wandel und einer grünen Zukunft mit guten Arbeitsplätzen genutzt wird.

Auch Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, betonte die Notwendigkeit sozialer Gerechtigkeit und Solidarität: „Niemand darf abgeschrieben werden. Um gemeinsame Antworten für das ganze Land zu finden, dafür brauchen wir Dialog.“ Die doppelte Herausforderung durch den stattfindenden Krisen- und Strukturwandel sei nur durch nachhaltige Bildung und Weiterqualifizierung zu schaffen.

Aber welche Folgen wird der gesellschaftliche Wandel haben und wie genau wird die digitale Arbeitswelt von morgen aussehen? Wohin könnte uns die Digitalisierungsreise führen? Michael Stollt, Referatsleiter Mitbestimmungsportal am I.M.U. der Hans-Böckler-Stiftung, zeichnete in einem Impulsvortrag vier mögliche Zukunftsszenarien zur Digitalisierung der Arbeitswelt im Jahr 2035:

  • Denkbar sei zum einen die #peakperformance: Die Digitalisierung wird vorangetrieben, um Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Leistungsdruck und permanente Optimierung prägen den Arbeitsalltag. Chancen und Risiken liegen oft dicht beieinander. In immer mehr Bereichen kommt es zu einem Wettbewerb von Mensch und Maschine.
  • Szenario zwei geht von einer #persönlichenentfaltung aus: Die Digitalisierung trägt zu mehr individuellen Gestaltungsspielräumen, Flexibilität und Vielfalt in der Arbeitswelt bei. Staatliche Standards sichern die Teilhabe und verhindern Machtmissbrauch. Die Arbeitgeberreputation ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmen.
  • Beim Szenario des #zusammenhalts vollzieht sich die Digitalisierung eingebettet in kollektive Aushandlungsprozesse und demokratische Unternehmensstrukturen. Vereinbarungen zwischen den Sozialpartnern tragen maßgeblich dazu bei, dass der technologische Wandel mit Beschäftigungssicherheit und guten Arbeitsbedingungen Hand in Hand geht.
  • Anders sieht es hingegen beim vierten und letzten Szenario, dem #reset, aus: Digitalisierung und Automatisierung führen nicht nur zu einem drastischen Verlust an Arbeitsplätzen, sondern auch zur Ausbreitung prekärer, inhumaner Arbeitsbedingungen. Das erzeugt massiven Widerstand und Konflikte, aus denen schließlich neue Ansätze von kollektivem Handeln und Solidarität sowie alternative Wirtschaftskonzepte hervorgehen.

Zweck derartiger Szenarien, die allesamt 2019, also noch vor der Corona-Pandemie, entworfen wurden, ist der konstruktive Umgang mit komplexen Veränderungen und einer ungewissen Zukunft – so können bessere Entscheidungen in der Gegenwart getroffen werden.

Die fünf Teilnehmer_innen der anschließenden Podiumsdiskussion, welche von Alice Greschkow, Politikberaterin und Bloggerin, moderiert wurde, waren sich mit Blick auf die vier Zukunftsszenarien einig: alle können, keines muss eintreten, denkbar sind vor allem Elemente aus allen vier Szenarien. Michael Stollt betonte dabei, dass Digitalisierung keine Naturgewalt, sondern ein Prozess sei, der aktiv gestaltet werden kann und muss. Ein kritischer Blick auf die Entwicklungen seit der Pandemie sei dabei wichtig.

André Stinka, MdL, stellte den Bereich der persönlichen Entfaltung und die Rolle des Staates heraus. Der Gestaltungsraum müsse neu definiert werden, denn der freie Markt bestimme nicht alles und gerade das Thema Zusammenhalt sei enorm wichtig. Auf die Frage, welche politischen Instrumente und Erkenntnisse der letzten Jahre auf gegenwärtige Transformation angewandt werden können, führte Stinka die Stärkung der Mitbestimmung und die gemeinsame Entwicklung von Themen an. Strukturwandel sei möglich, aber der Staat müsse ihn begleiten: „Die Menschen müssen wissen, dass sie aufgefangen werden, und ermutigt werden, dass sie sich weiter qualifizieren.“

Weiterqualifizierung betonte auch Gunter Falk, Betriebsrat der Covestro AG, als essenziell für die in vielen verschiedenen Bereichen stattfindenden Transformationen. Die Digitalisierung selbst stelle keine Belastung dar, sondern der Umgang mit ihr. Er bemängelte fehlende Lernkonzepte und Zeit für die Qualifizierung. Das in Deutschland nicht vorhandene Mindset für die persönliche Weiterbildung stehe der notwendigen Bereitschaft für Neues im Weg: „Wenn ich mich neu aufstelle, hat das Vorteile für mich persönlich und für meinen Arbeitgeber.“

Dies kritisierte auch Lisa Boßmann, Projektsekretärin „Arbeit 2020 NRW“ IGBCE, Landesbezirk Nordrhein. Die Tatsache, dass Deutschland in Bezug auf Weiterbildungsmaßnahmen im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich dastehe, sei zurückzuführen auf einen Mix aus „Keine Zeit, keine Akzeptanz, zu hoher Druck und Ansprüche“. „Da sind viele Stimmen, die sagen ‚Ich möchte etwas Neues lernen, ich schrecke nicht vor neuen Instrumenten zurück, ich möchte qualifiziert werden‘“, so Boßmann. Doch es gebe insgesamt zu wenig positive Beispiele und Modelle aus der Praxis. Schließlich betreffe Transformation nicht nur den Bereich der Digitalisierung, vielmehr finde sich eine derartige Schnelllebigkeit in allen großen Themen, von der Energiewende über die Globalisierung bis hin zum demographischen Wandel wieder.

Peter Stoverink, Berater TBS NRW, Regionalstelle Düsseldorf, plädierte dafür, bei der persönlichen Weiterbildung über den Tellerrand zu schauen und weiterzudenken. Es sei wichtig, ganze Prozesse und nicht nur Bedienungsanleitungen zu verstehen. „Die Leute müssen ermutigt werden und die Instrumente, die bereits existieren, genutzt werden.“ Ein gesellschaftliches Auseinanderdriften, welches auch in der Corona-Pandemie wieder deutlich wurde – einige konnten hybrid arbeiten und das Home-Office nutzen, anderen Beschäftigten war dies verwehrt – müsse verhindert werden.

Und welche Gegenmaßnahmen, auch was die mangelhafte Weiterqualifizierung angeht, können getroffen werden? Michael Stollt betonte die Rolle der Unternehmen: Eine solidarische Lernkultur und die Bereitschaft, sich neue Dinge anzueignen, müsse seitens der Unternehmen auch gewollt werden. André Stinka sieht die Verantwortung bei Staat und Politik: Das Recht auf Weiterbildung steht im Koalitionsvertrag, nun müsse die Politik den Mut vorleben, dieses auch durchzusetzen, und deutlich machen, dass Weiterbildung notwendig ist, um den Herausforderungen der Zukunft gelassen begegnen zu können.

Wie die Veranstaltungsteilnehmer_innen die Transformationsprozesse wahrnehmen und ihnen entgegensehen, und welche Erfahrungen sie aus ihrer eigenen Arbeitswelt im Bereich der chemischen Industrie mitbringen, wurde anschließend in kleineren World Cafés diskutiert. Dabei standen folgende Fragen im Fokus der Gespräche: Wie kann Digitalisierung genutzt werden, damit sie unseren Arbeitsalltag verbessert, wo steht sie guter Arbeit jedoch im Weg? Welche Formen der Mitbestimmung im Unternehmen sind für die Zukunft notwendig und welche Angebote braucht es für gute Gestaltung? Und welche Rahmenbedingungen für gute Arbeit kann die Politik schaffen?

Nach lebhafter Diskussion und regem Austausch wurde deutlich, dass der Wunsch nach moderner Mitbestimmung und dem Setzen von Rahmenbedingungen für adäquate Infrastruktur und Weiterbildung besteht. Vor allem aber wird Digitalisierung als echte Chance gesehen, Routinetätigkeiten im Bereich der chemischen Industrie mehr Kreativität zu verleihen und anstrengende Tätigkeiten mitunter zu vereinfachen. Die Veranstaltung zeigte, dass es viele gute Ansatzpunkte gibt, die weiter diskutiert werden müssen. Dies geht nur, wenn es Raum für Dialog und Austausch gibt.

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Zukunft der Arbeit

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Die Arbeitswelt in NRW ist im Wandel. Durch Digitalisierung verändern sich Geschäftsmodelle, Berufsbilder, Arbeitsplätze und die Arbeitsorganisation in vielen Branchen enorm. Diese Transformationsprozesse führen auf Beschäftigtenseite oft zu Verunsicherungen. In vielen Bereichen bestehen Befürchtungen der Substituierung von Arbeitsplätzen durch Künstliche Intelligenz.

Ob der digitale Wandel aber am Ende zum Schicksal oder zur Chance für Beschäftigte wird, hängt entscheidend davon ab, wie Gestaltungsspielräume genutzt werden. Wenn Beschäftigte und ihre Interessensvertreter_innen gemeinsam mit dem Management die Herausforderungen des Wandels und aktuelle Trends erkennen und die Transformation aktiv gestalten, kann dies zu sinnvolleren Prozessen, besseren Arbeitsbedingungen und höheren Löhnen in den sich wandelnden Beschäftigungsfeldern führen. Dafür braucht es Strategien für die Entwicklung und Implementierung von zukunftsorientierten, konkreten Konzepten zur Gestaltung des Wandels der Arbeitswelt in den Betrieben.

Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe „Zukunft der Arbeit in NRW“ steht die chemische Industrie im Mittelpunkt. Sie ist für NRW von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung, da sie häufig den Ursprung zahlreicher Wertschöpfungsketten darstellt und nicht zuletzt aufgrund des in Leverkusen ansässigen Chemparks. Welche Auswirkungen gesellschaftliche Transformationsprozesse auf die Chemiebranche haben und wie Arbeitnehmer_innen in der chemischen Industrie den Wandel ihrer eigenen Arbeitswelt mitgestalten können, soll mit Wissenschaft, Politik, der Industriegewerkschaft IGBCE, Betriebsräten und vor allem den Beschäftigten debattiert werden.



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Termin

Dienstag, 24.05.22
17:30-20:00 Uhr

Teilnahmepauschale
keine

Veranstaltungsort

Leverkusen

Ansprechpartner_in

Henrike Allendorf

Kontaktanschrift

Friedrich-Ebert-Stiftung
Landesbüro NRW
Godesberger Allee 149
53175 Bonn
Tel. 0228-883-7202, Fax 0228-883-9208


Friedrich-Ebert-Stiftung
Landesbüro NRW

Godesberger Allee 149
53175 Bonn
Tel.: 0228 / 883 - 7202
Fax: 0228 / 883 - 9208

Schwanenmarkt 15
40213 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 436 - 375 63
Fax: 0211 / 436 - 381 48


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