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Selten war die gesellschaftliche Mitte so „gefordert“ wie heute. Rechtsextremismus, Populismus, Rassismus setzen ihr zu. Alle zwei Jahre untersucht die Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in der deutschen Gesellschaft. Die aktuelle repräsentative Umfrage von Dezember 2020 bis Frühjahr 2021 zeigt: Die „Mitte“ ist gefordert, Haltung zu zeigen, Position zu beziehen und ihre Demokratie zu stärken! Dazu hat sie das Potenzial.
Hasskampagnen, Gewalt, rechter Terror und neue rechte Gruppen haben die Mitte in den vergangenen Jahren getroffen. Nun kommt die Coronapandemie mit globalen Unsicherheiten und unkalkulierbaren Folgekrisen dazu. Was heißt das für die demokratische Orientierung der Gesellschaft? Die hier vorliegende Mitte-Studie 2020/21 erkennt sowohl Entwicklungen, die die Demokratie fördern, als auch solche, die sie gefährden. Die Mitte selbst schätzt den Rechtsextremismus als größte Bedrohung für die Demokratie ein, und hierin liegt die Chance, ihm zu begegnen.
Andreas Zick / Beate Küpper
Die geforderte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2020/21 Hg. für die Friedrich-Ebert-Stiftung v. Franziska Schröter
Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2021. 375 S., Broschur, 16,00 € ISBN 978-3-8012-0624-6
Wenn Sie ein kostenloses gedrucktes Exemplar zugesandt bekommen möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail mit Ihrer Postadresse an forum.rex(at)fes.de.
Es gibt einen Rückgang bei eindeutigen Zustimmungen zu rechten Einstellungen in fast allen Kategorien. Aber: Es gibt wesentlich mehr „teils/teils“-Antworten. Das kann bedeuten, dass die Mitte weniger diskriminierende Einstellungen vertritt und sich der Gefahr bewusster wird. Das kann aber auch bedeuten, dass die Mitte in Teilen abwertend eingestellt ist und sich in den Graubereich flüchtet.
Ist dieser Rückgang auch in der Lebensrealität der von Rassismus betroffenen Menschen spürbar?
Es gibt keinen teil/teils-Rassismus!
Nur wenige der Befragten teilen offen antisemitische Einstellungen. Wie schon in den Mitte-Studien zuvor, stimmen nur wenige Befragte klassisch antisemitischen Stereotypen zu. Aber auch hier beobachten wir teils/teils-Unschlüssigkeit, und die deutliche Ablehnung antisemitischer Aussagen sinkt.
Antisemitismus ist in der Gesellschaft tief verankert und vorrangig kein „importiertes Problem“.
Ein verbindendes Thema der Mitte-Studie ist eine zunehmende Abgrenzung einzelner Gruppen von einem rationalen Grundkonsens. Die Relativität der eigenen Meinung, der Wille und die Fähigkeit, Meinungen auf Fakten zu basieren, sind gefährdet. Das zeigt sich in der Mitte-Studie in Anschlussfähigkeiten zu Verschwörungen, Medien- und Elitenschelte, Klimathemen und Antigenderismus.
Fakten vor Meinung!
Politische Bildung ist der Schlüssel für die Etablierung demokratischer Kultur. Die Mitte-Studie zeigt, dass Menschen mit einer kürzeren Verweilzeit in Bildungseinrichtungen auch nach vielen Jahren stärker Vorurteilen und antidemokratischen Einstellungen Zustimmung geben. Das ist kein Problem dieser Menschen, sondern ein Defizit in Bildungsmöglichkeiten und -chancen. Politische Bildung ist keine "Feuerwehr", sondern Daueraufgabe!
Franziska Schröter
Referentin für das Projekt "Gegen Rechtsextremismus" im Forum Berlin
030/ 269 35 7311030/ 269 35 9240Franziska.Schroeter(at)fes.de
Hier finden Sie einige ausgewählte Berichte, Podcasts u.a. zur Veröffentlichung der Studie.
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Die Mitte-Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung geben Auskunft über die Verbreitung, Entwicklung und Hintergründe rechtsextremer, menschenfeindlicher und antidemokratischer Einstellungen in Deutschland. Seit 2006 gibt die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) etwa aller zwei Jahre eine neue Ausgabe der „FES-Mitte-Studie“ heraus. Seit 2014 ist dafür von wissenschaftlicher Seite das Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) an der Universität Bielefeld verantwortlich. Entwickelt wurde dieses Konzept gemeinsam mit den Wissenschaftler_innen um Brähler/Decker an der Universität Leipzig. Seit 2014 arbeitet die FES mit dem IKG zusammen und konnte so das Konzept der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) in die Reihe der Mitte-Studien integrieren und weiterentwickeln, das zuvor von 2002-2010 im Rahmen der Langzeitstudie „Deutsche Zustände“ untersucht wurde.
Im 2-Jahres-Rhythmus wird eine repräsentative Bevölkerungsumfrage durchgeführt. Nach einem wissenschaftlich anerkannten Prinzip wird dazu eine Stichprobe gezogen, die in ihrer Sozialstruktur (u.a. hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildungsstand) ungefähr der deutschen Wohnbevölkerung entspricht; sie also ein Abbild der Gesellschaft darstellt. Durch die Befragungssituation am Telefon ist die Hemmung, offen zu antworten, unter Umständen etwas höher als bei einer schriftlichen Befragung. Die berichteten Einstellungen sind daher eher als konservative Schätzung zu verstehen und fallen in anderen Umfragen teilweise höher aus. Die Ergebnisse aus dem aktuellen Erhebungszeitraum 2020/21 beziehen sich erstmals nicht nur auf Personen mit deutschem Pass, sondern auf die gesamte Wohnbevölkerung. Dennoch stellen Deutschkenntnisse eine Zugangshürde zur Befragung dar, da es ist es uns finanziell leider nicht möglich, in andere Sprachen zu übersetzen. Mehr zur Methodik finden Sie hier.
Die Mitte einer Gesellschaft kann unterschiedlich bestimmt werden. In den Mitte-Studien meinen wir nicht nur die politische Mitte, sondern alle Teile der Bevölkerung, die theoretisch eine vermittelnde und auch stabilisierende Kraft in der Demokratie sein können. Es geht also nicht vorranging um rechtsextreme Strukturen, Gruppierungen und deren Mitglieder. Vielmehr sollen vorherrschende Behauptungen und Vorstellungen der Ungleichwertigkeit von Menschen in den Blick rücken, die zwar individuell unterschiedlich ausgeprägt sein können, aber in der Ganzheit und Wechselseitigkeit nur zu verstehen sind, wenn deren Verbreitung und Entwicklung in der Mitte der Gesellschaft analysiert und aufgedeckt werden. Hier können wir aber nur messen, worüber die Befragten bereit sind, Auskunft zu geben.
Es gibt einige Studien, die sich mit antidemokratischen, menschenfeindlichen und rechtsextremen Einstellungen befassen. Konzepte wie der „Thüringen-Monitor“ oder Studien zu GMF wie in München oder Solingen, beziehen sich auf die Mitte-Studien, das „Populismusbarometer“ der Bertelsmann Stiftung untersucht ähnliches. Gleichzeitig entwickelten die Forscher_innen an der Universität Leipzig die sogenannten „Leipziger Autoritarismusstudien“ aus der Mitte-Zusammenarbeit heraus. Einstellungsforschung ist wissenschaftlich fundiert und erprobt und obwohl die verschiedenen Studien mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Methoden forschen, kommen sie doch oft zu ähnlichen Einschätzungen.
Nein. Die vorliegende Einstellungsforschung basiert nicht auf den einzelnen Antworten, sondern auf den Zusammenhängen und einem daraus resultierenden Muster der Antworten. So können wir zeigen, dass menschenfeindliche, rechtsextreme und antidemokratische Einstellungen nicht unabhängig voneinander bestehen, sondern miteinander verbunden sind. Wer also bereit ist, in einem Bereich abwertenden und diskriminierenden Aussagen zuzustimmen, tut dies wahrscheinlich auch in anderen Bereichen. Es braucht aber konstante Zustimmung zu mehreren Aussagen, um vor einer manifest menschenfeindlichen, rechtspopulistischen oder rechtsextremen Einstellung sprechen zu können. Die einzelnen Aussagen werden in vielen anderen Studien ebenfalls eingesetzt und sind darauf geprüft, dass sie zuverlässig sind und das messen, was sie messen sollen.
Debattenkultur und Meinungsvielfalt sind wichtig, aber es muss dafür einen gesellschaftlichen Konsens geben, der auf Gewaltfreiheit und demokratischen Grundwerten basiert. Sobald Menschen abgewertet, in Gruppen sortiert und verallgemeinert werden oder Hass, Hetze oder klare Falschaussagen verbreitet werden, darf eine demokratische Gesellschaft nicht mehr tolerant sein. Meinungen dürfen nicht gleichgestellt werden mit Fakten und Hass ist nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt. In den Mitte-Studien kann beobachtet werden, wie selbst klar rechtsextreme Aussagen Zustimmung finden. Dies darf nicht normalisiert werden.
Das stimmt so nicht. Wir weisen abwertende Einstellungen in dieser Studie für alle politischen Lager aus. Es ist aber in Deutschland nachweislich so, dass bspw. Populismus meist Rechtspopulismus ist. Außerdem glauben wir, auch mit Blick auf die Gewalt- und Hasstaten, Terrorakte und Todesopfer rechter Gewalt, dass diese Herausforderung die größere für Deutschland ist und das sehen auch die Befragten überwiegend so, wenn sie Rechtsextremismus als größte Bedrohung für Deutschland markieren.
Bestimmte Begrifflichkeiten werden weiterhin benutzt, obwohl wir uns deren Wirkung und Historie bewusst sind. Zum Beispiel sprechen wir in unseren Texten von „Sinti_zze und Rom_nja“, während aber den Befragten am Telefon zum besseren Verständnis „Sinti und Roma“ vorgelesen wurde. Das gilt auch für das Gendern in den Fragen, im Text selbst versuchen wir geschlechtersensibel zu schreiben. Die Begriffe „Ausländer“ und „Ausländerfeindlichkeit“ oder auch „Fremdenfeindlichkeit“ haben einen sprachlichen Wandel erfahren, dem wir in unseren Texten versucht haben gerecht zu werden. Der Anschlag von Hanau war nicht „fremdenfeindlich“, sondern „rassistisch“! Um die Vergleichbarkeit der Daten aber weiterhin zu ermöglichen, wurden die Konzepte für die Untersuchung nicht umbenannt, vielmehr gehen wir in den Texten auf die Schwierigkeiten mit den Begriffen ein.
Die Konzepte sind im ständigen Wandel und deren Grenzen fließend. Es gibt sehr unterschiedliche wissenschaftliche Definitionen und darüber hinaus noch die vom Verfassungsschutz und die umgangssprachlichen. In den Mitte-Studien sprechen wir von „Rechtsaußen“ als Sammelbegriff, differenzieren darunter dann „rechtspopulistisch“ (antipluralistisch und rechtsradikal), „rechtsextrem“ (gewaltförmig, verfassungsfeindlich und antidemokratisch) und „neurechts“ (sich vom Nationalsozialismus/Faschismus abgrenzend) als Beschreibungen von Einstellungsmustern und einzelnen Ausprägungen. In Abgrenzung dazu ist die „rechtsradikal“ zwar tendenziell nationalistisch, gewaltaffin und autoritär, aber nicht notwendigerweise antidemokratisch im Sinne des Ziels, die Demokratie abschaffen zu wollen. Wie sehr all diese Konzepte miteinander verschwimmen, kann man an den Korrelationen in der Studie sehen.
Andreas Zick / Beate Küpper / Wilhelm BerghanVerlorene Mitte - Feindselige Zustände Rechtextreme Einstellungen in Deutschland 2018/19
Studie zum DownloadErgebniszusammenfassung/ Presse-HandoutWebseite
Andreas Zick / Beate Küpper / Daniela KrauseGespaltene Mitte - Feindselige Zustände Rechtextreme Einstellungen in Deutschland 2016
Studie zum Download
ProgrammErgebniszusammenfassung/ Presse-HandoutPressemitteilungBuchinformationDietz-Verlag
Andreas Zick / Anna Klein
Fragile Mitte - Feindselige Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2014
Dietz-VerlagPressemitteilungZusammenfassung
Oliver Decker / Johannes Kiess / Elmar BrählerDie Mitte im Umbruch - Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2012
PressemitteilungZusammenfassung der Ergebnisse
Medienecho Ein RBB-Interview mit dem Herausgeber der Studie Dr. Ralf Melzer finden Sie hier anhören.
Oliver Decker / Marliese Weißmann / Johannes Kiess / Elmar Brähler
Die Mitte in der Krise - Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2010
Studie zum DownloadPressemitteilung Wichtigste Ergebnisse im ÜberblickPräsentation der Autor/innenProgramm der Veranstaltung
MedienechoInterview mit Oliver Decker, domradio.de, 14.10.2010sueddeutsche.de, 13.10.2010Spiegel Online, 13.10.2010/ Ole ReißmannSpiegel Online, 13.10.2010/ Christoph RufHandelsblatt, 13.10.2010Hürriyet Daily News, 14.10.2010General-Anzeiger, Bonn, 14.10.2010Article in the Prague Post (english), 27.10.2010
Oliver Decker / Elmar BrählerBewegung in der Mitte Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2008, mit einem Vergleich von 2002 bis 2008 und der Bundesländer
Oliver Decker / Elmar Brähler, unter Mitarbeit von Norman Geißler
Vom Rand zur Mitte - Rechtsextreme Einstellung und ihre Einflussfaktoren in Deutschland