Diese Webseite verwendet Cookies
Diese Cookies sind notwendig
Daten zur Verbesserung der Webseite durch Tracking (Matomo).
Das sind Cookies die von externen Seiten und Diensten kommen z.B. von Youtube oder Vimeo.
Geben Sie hier Ihren Nutzernamen oder Ihre E-Mail-Adresse sowie Ihr Passwort ein, um sich auf der Website anzumelden.
Italiens Haushaltsentwurf fordert die EU heraus. Wäre die Auseinandersetzung erfolgreich und würde von anderen EU-Mitgliedern nachgeahmt, könnte nicht nur die Eurokrise neu entfachen. Auch Europas Politikstil würde weiter leiden.
Bild: Und der Regen Regen Regen fiel... von gabipott / photocase.de lizenziert unter Basislizenz 5.0
Die italienische Regierung hat geschafft, was noch kein EU-Mitgliedstaat geschafft hat: Die EU-Kommission hat ihren Haushaltsentwurf abgelehnt, die geplante Neuverschuldung für ein Grundeinkommen und großzügigere Renten ist zu hoch. Nachdem auch der überarbeitete Entwurf in Brüssel keine Zustimmung fand, scheint Rom inzwischen zwar einzulenken – aber genügt das? Die EU kann kaum Zugeständnisse machen, ohne bei anderen Mitgliedstaaten Begehrlichkeiten zu wecken.
Ausgerechnet Italien, dessen hohe Staatsverschuldung und steigende Refinanzierungskosten seiner Staatsanleihen die Eurozone vor wenigen Jahren schon an den Rand des Abgrunds brachten, weil Hilfskredite an Italien die Kapazitäten des Europäischen Stabilitätsmechanismus gesprengt hätten – was nach wie vor der Fall wäre. Oder gerade deswegen Italien? Eine technokratische Regierung stieß seinerzeit unbequeme Reformen an, die von sozialdemokratisch geführten Regierungen fortgeführt wurden. Die in der Folge gärende Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dem politischen Establishment brachte nach den diesjährigen Wahlen und einer umständlichen Koalitionsbildung schließlich die populistische Fünf-Sterne-Bewegung und die rechtsradikale Lega Nord an die Regierung.
Der Parteienforscher Piero Ignazi analysiert die Umbrüche im italienischen Parteiensystem in der Publikation „Italien steht vor einem heißen Herbst“ für das Büro Rom der Friedrich-Ebert-Stiftung. Er stellt die Ungleichheit der Koalitionspartner heraus: Die Fünf-Sterne-Bewegung hat kaum Regierungserfahrung und fällt mitunter durch Inkompetenz auf. Der kleinere Partner Lega Nord um den Innenminister Matteo Salvini treibt dagegen Politik, Medien und EU geschickt vor sich her. Die Opposition ist gespalten, die sozialdemokratische Partito Democratico mit der Aufarbeitung ihres politischen Abstiegs beschäftigt und strategisch uneins. Allerdings ist auch die Regierungskoalition nicht ohne innere Spannungen, könnte aber ihre Reihen wieder schließen durch die Streits mit der EU, die Salvini regelmäßig vom Zaun bricht. Die hohen Popularitätswerte der Regierung legen einen innenpolitischen Nutzen dieser Strategie nahe.
Jenseits der Durchsetzung seiner nationalen Interessen ist daher von Italien europapolitisch aktuell leider nicht viel zu erwarten, etwa bei einer nachhaltigen Flüchtlingspolitik oder in der von Emmanuel Macron angestoßenen Debatte zur Zukunft der europäischen Integration. Die Position Italiens in der Haushaltspolitik greift die Sparpolitik der EU an, die Deutschland maßgeblich vorangetrieben hat und für unverzichtbar für die Stabilität des Euro erachtet. An einseitiger Fokussierung auf Haushaltsdisziplin gibt es viel berechtigte Kritik, Verteilungsfragen und Ungleichheit, die der Euro mit sich gebracht hat, müssen entschlossener thematisiert werden. Hierfür ist der italienische Konfrontationskurs allerdings ein gefährlicher Weg – trüge er Früchte, fände er vielleicht bald Nachahmer. Neben den möglichen wirtschaftlichen Folgen wäre auch die Masche dahinter destruktiv für die ohnehin schon angeschlagene Kultur des politischen Umgangs miteinander in der EU. Die Versuchung, durch die Euro-Politik entstandene soziale Fehlentwicklungen über nationale Haushalte zu korrigieren statt über europäische Reformen, könnte dann noch größer werden.
Ansprechpartnerin in der Stiftung
Beate Martin
Ignazi, Piero
Die politische Lage Italiens nach den Wahlen vom 4. März 2018 / Piero Ignazi. - Rom : Friedrich-Ebert-Stiftung, November 2018. - 6 Seiten = 100 KB, PDF-File. - (FES Italien)Electronic ed.: Rom : FES, 2018
Zum Download (PDF) (100 KB, PDF-File)
'Rien ne va plus' zwischen Rom und Brüssel? Die römische Spendierlaune ist gefährlich, doch ebenso ideenlos ist das Sparmantra der Kommission.
Bisher hat die EU nur von der Brüsseler Tribüne zugeschaut, wie die Demokratie in einigen Ländern der EU abgebaut wird. Sie sollte sich aber…
Erwerbsarmut mindern, soziale Konvergenz stärken, Sozialdumping verhindern – das Potential eines europäischen Mindestlohns ist nach Meinung seiner…
Durch den Austritt fürchten EU-Bürger_innen um ihre Rechte in Großbritannien, wodurch ausgerechnet der Mensch zum politischen Spielball der…
Eine große Auswahl an Instrumenten für eine progressive EU-Wirtschafts- und Sozialpolitik gibt es schon, aber wie wird sich Berlin positionieren?
Die Sozialdemokratie ist so geschwächt wie nie. Für einen Politikwechsel braucht es breite linke Bündnisse.
Wie geht es nach dem Brexit weiter mit dem EU-Budget? Von Populisten beargwöhnt laufen in Brüssel die Verhandlungen über den mehrjährigen Finanzrahmen…
Kontakt
Mareike Schnack Hiroshimastr. 28 10785 Berlin
+49 30 269 35-7484+49 30 269 35-9253
Mareike.Schnack(at)fes.de
Das Referat Lateinamerika und Karibik arbeitet in folgenden Themenfeldern:
Wir fördern den politischen Austausch zwischen Lateinamerika, Deutschland und Europa.
Hier finden Sie unsere thematischen Ansprechpartner_innen
weiter