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Referat Naher/Mittlerer Osten und Nordafrika

Sichere Routen für Frauen und Mädchen schaffen

Der Globale Migrationspakt als Werkzeug gegen geschlechtsspezifische Gewalt gegen Migrantinnen in Kenia. Ein Gastbeitrag von Nimo Ali von der Candle of Hope Foundation (COHF).


Angesichts des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November muss verdeutlicht werden, als wie entscheidend sich der Globale Migrationsakt  im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt im Kontext von Migration und Vertreibung erweist. Das Rahmenwerk des Globalen Pakts für eine sichere, geordnete und reguläre Migration verfügt über enormes Potenzial, um die besondere Angreifbarkeit anzugehen, der Migrantinnen in ganz Afrika einschließlich Kenia ausgesetzt sind. Durch die engagierte Arbeit von Organisationen wie der Candle of Hope Foundation (COHF) und Erkenntnisse aus der kürzlichen Regional Review für Afrika in Addis Abeba zeigt sich, wie richtungsweisend die globale Verpflichtung in Form des UN-Migrationspakts ist, um gefährdete Bevölkerungsgruppen zu schützen und sicherere, inklusivere Migrationswege zu schaffen.

Die Teilnahme an den Inklusiven Dialogen für Migrant*innen, 2023 und 2024 vom Genfer Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem dortigen Quaker United Nations Office organisiert, hat den Ansatz der COHF ungemein beeinflusst: Dieser Dialog hat verdeutlicht, wie maßgeblich in der Umsetzung des Globalen Migrationspakts es ist, migrantisch geführte, basisdemokratische Bürgerinitiativen einzubeziehen. Wir konnten mit eigenen Augen erleben, dass sobald die Stimmen von Migrant*innen und Bürgerinitiativen das politische Gespräch antreiben, dies die resultierende Politik sogleich zugänglicher und wirksamer macht. Dieses Verständnis leitet weiterhin die Arbeit der COHF und sorgt somit dafür, dass Kenias Umsetzung des Migrationspakts auf nationaler Ebene an die tatsächlichen Bedürfnissen von Migrant*innen vor Ort anknüpft, insbesondere an jene von Frauen und Mädchen.

 

Ein Menschenrechtsansatz als Schutz für vulnerable Migrant*innen


Innerhalb der Migrationssteuerung erachtet ein Menschenrechtsansatz Migrant*innen als Rechteinhaber*innen und priorisiert dementsprechend in Diskussionen und Programmen rund um Migration, wie mit diesen Menschen umgegangenwird. Geleitet wird dieser Ansatz durch Prinzipien der Nichtdiskriminierung und Gleichberechtigung. Der UN-Migrationspakt bietet hier einen strukturierten, rechtsbasierten Ansatz zum Schutz vulnerabler Migrant*innen, und die Umsetzung des Pakts in Kenia leistet einen wesentlichen Beitrag zum Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt im Kontext von Migration. Dazu gehören:

  • Anzuerkennen, dass alle Menschen einschließlich Migrant*innen Anspruch darauf haben, dass ihre Menschenrechte respektiert, geschützt und erfüllt werden. Hier hat die COHF im Nairobier Stadtteil Eastleigh Programme zur wirtschaftlichen Stärkung von Migrant*innen durchgeführt, bei denen die Frauen mit Startkapital ausgestattet wurden und ihnen der Zugang zu Arbeitsmärkten, Sozialwesen und regulären Migrationswegen gewährleistet wurde.
  • Den Schutz vulnerabler Gruppen – insbesondere von Frauen und Kindern – zu priorisieren, indem widerstandsfähige, rechtebasierte Ordnungsrahmen für den Kampf gegen Gewalt und Ausbeutung gestärkt werden. In Kenia, wo Migrant*innen aus Konfliktgebieten wie dem Südsudan, Sudan, Äthiopien und Somalia einem erhöhten Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt sind, illustriert im Marsabit County im Norden des Landes ein gemeinschaftliches Projekt der COHF und der Internationalen Organisation für Migration dieses Engagement. Ausgerichtet an den Prinzipien des Globalen Migrationspakts liegt ein Schwerpunkt des Programms auf dem gezielten, örtlich konzentrierten Einschreiten zum Schutz der am stärksten Gefährdeten.
  • Darüber hinaus fördert der Migrationspakt Verbesserungen im Justizwesen, in der Gesundheitsversorgung und in der Unterstützung von Überlebenden geschlechtsspezifischer Gewalt, neben der Ausbildung von Ersthelfer*innen in geschlechtersensiblen Tätigkeitsbereichen. Abermals dienen hier die Initiativen der COHF als Beispiel dieser Bemühungen in Form von psychosozialen Begleitprogrammen, Aufklärungskampagnen und Workshops zum Aufbau von Kompetenzen, die Gemeinschaften vor Ort dazu befähigen, geschlechtsspezifische Gewalt zu erkennen und anzugehen. Diese Arbeit dient der Unterstützung geschlechtersensibler Vorgehensweisen in Migrationskontexten und gewährleistet sowohl den Rückhalt für Überlebende als auch Präventionsmaßnahmen.

Der präventive Ansatz des Migrationspakts setzt bei den Grundursachen von Migration an, wie etwa Armut, Ungleichheit und Konflikt, die wiederum die Gefährdung durch geschlechtsspezifische Gewalt erhöhen. In Zusammenarbeit mit staatlichen wie nicht-staatlichen Akteuren unterstützt die COHF Kenias Strategie, durch Programme zu Bildung und wirtschaftlicher Emanzipation die Gefährdung von Migrantinnen ohne Papiere in städtischen und stadtnahen Gebieten zu senken. Diese Bemühungen dämmen nicht nur das Risiko durch Ausbeutung ein, sondern es werden auch sicherere, nachhaltigere Migrationsmöglichkeiten für Frauen gestärkt.


Die Bedeutung der Zivilgesellschaft im Schutz der Rechte von Migrantinnen


Zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter auch die COHF, sind wesentliche Fürsprecher einer Politik, die den Schutz von Migrantinnen priorisiert. Durch unsere Beteiligung am Reaktionsplan für Migrant*innen (Migrant Response Plan) 2024–2026 konnten wir daran mitwirken, dass nationale und regionale Rahmenbedingungen mit den Prinzipien des Globalen Migrationspakts in Einklang gebracht wurden, um so den Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und rechtlichem Schutz für Migrantinnen zu gewährleisten – elementare Schritte, um die Risiken geschlechtsspezifischer Gewalt zu senken.

Die Wirkkraft des UN-Migrationspakts zeigt sich sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene. So orientieren sich in Kenia gestärkte rechtliche Rahmenbedingungen wie das Gesetz gegen den Menschenhandel (Counter-Trafficking in Persons Act) an den Zielen des Migrationspakts, Schutzmaßnahmen für Migrantinnen und Opfer von Menschenhandel auszubauen. Gemeindebasierte Initiativen, begleitet durch die COHF und andere zivilgesellschaftliche Organisationen, bieten religiösen und anderen Gemeindevertreter*innen eine kritische Schulung im Hinblick auf geschlechtersensible Migrationspraktiken, was wiederum die Anstrengungen vor Ort zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt wie auch die Resilienz von Gemeinden stärkt.

Die Umsetzung des Globalen Migrationspakts in Kenia und in ganz Afrika bietet grundlegende Mechanismen für den Umgang mit und die Eindämmung von geschlechtsspezifischer Gewalt im Migrationskontext. Durch bessere Schutzmaßnahmen, stärkere Unterstützungssysteme, durch eine Auseinandersetzung mit den Grundursachen von Migration und die Förderung regionaler Kooperation schafft der Migrationspakt Wege für sicherere, inklusiverere Migrationserfahrungen. Die Arbeit der COHF verdeutlicht, wie weitreichend sich die Zivilgesellschaft auswirken kann, wenn sie gemeinsam mit Regierungen und internationalen Akteuren arbeitet und dadurch etwa eine gleichberechtigte Migration zur Realität für Frauen und Mädchen in der gesamten Region machen kann.

Zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen erinnert uns der Globale Pakt für Migration an unsere gemeinschaftliche Verantwortung, Migrantinnen – Frauen und Mädchen – vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. Indem politische Richtlinien und Partnerschaften gestärkt werden, können wir in der Migration ungefährliche Routen schaffen und allen Frauen sichere und würdevolle Wege gewährleisten.


Zur Person

Nimo Mohamed Ali ist Mitgründerin und Geschäftsführerin der Candle of Hope Foundation in Kenia. Dort leitet sie Kampagnen mit Fokus auf wirtschaftlicher Emanzipation, Nachhaltigkeit, Kinderschutz, humanitärer Hilfe und Friedenssicherung in gefährdeteten Bevölkerungsgruppen. Ihre Arbeit umfasst die Unterstützung von Migrantinnen, den Kampf gegen den Menschenhandel und die Auseinandersetzung mit den Grundursachen von Ungerechtigkeiten gegenüber Kindern oder aufgrund des Geschlechts. Zusätzlich ist Nimo im Vorstand von Freedom Collaborative International sowie regionale Vermittlerin des UN-Netzwerks für Migration, in dessen Rahmen sie sich für den Globalen Pakt für eine sichere, geordnete und reguläre Migration einsetzt.

Die im Artikel zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Äußerungen der Gastautor_innen spiegeln nicht notwendigerweise die Haltung der Friedrich-Ebert-Stiftung wider.


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