In den warm beleuchteten Räumen des Zagreber Rehabilitationszentrums für Stress und Trauma erklingen die Stimmen von Geflüchteten – ihre quälenden Fragen und schmerzhaften Worte verdeutlichen traumatische Erfahrungen.
»Ich meide öffentliche Verkehrsmittel, weil sie mich an meine Entführung in Burundi erinnern.« (Person aus Burundi)
»Können Sie mir helfen, die Vergangenheit zu vergessen?« (Person aus Palästina)
»Ich werde nie wieder derselbe sein.« (Person aus der Türkei)
»Ich habe Angst vor der Nacht, weil ich dann allein bin mit meinen Gedanken und Träumen.« (Person aus Afghanistan)
»Ich habe meinen Job an der Küste aufgegeben, weil ich nach meiner Reise von der Türkei nach Griechenland das Meer nicht mehr sehen konnte.« (Person aus Jemen)
»Um zu überleben, habe ich alles zurückgelassen, und jetzt lebe ich nur für das, was ich zurückgelassen habe.« (Person aus dem Irak)
Diese Sätze wurden von Menschen geflüstert, die auf der Suche nach Sicherheit und Frieden die Erschütterung einer Flucht aus ihrem Zuhause ertragen haben; sie zeigen, mit was für tiefen psychischen Schwierigkeiten sich Geflüchtete oftmals auseinandersetzen müssen.
Die eigene Heimat hinter sich zu lassen, ist nicht nur eine örtliche Reise, sondern auch eine innere. Wenn sich Flüchtende auf den Weg machen, lassen sie nicht nur ihre Besitztümer zurück, sondern auch ihr Zugehörigkeitsgefühl, ihre Beziehungen und ihre Identität. Sie sind gezwungen, Nächste und Liebste zurückzulassen, das geliebte Haustier und die Geborgenheit einer vertrauten Umgebung, und machen sich auf der Suche nach Zuflucht und Sicherheit über lange, teure und gefährliche Routen auf eine beängstigende Reise.
Erreichen sie schließlich ein unbekanntes Land, werden sie dort wie ins kalte Wasser in eine neue Existenz geworfen – in ein Leben, wo alles fremd ist und sich die Vergangenheit anfühlt wie ein weit entfernter Traum. Sie müssen sich an eine andere Kultur, Sprache und gesellschaftliche Ordnung anpassen und tragen dabei die Last eines schweren Verlusts. Viele sind tief traumatisiert, aufgrund von Erfahrungen, die sie nie haben verarbeiten können.
Die psychologischen Kosten von Vertreibung sind immens. Als Geflüchtete hinterfragen einst resiliente und hoffnungsvolle Menschen plötzlich ihre gesamte Existenz: »Warum haben die mir das angetan? Warum ich? Werde ich je wieder normal sein?«. Die Wunden ihrer Vergangenheit wollen einfach nicht heilen und die Narben des Traumas sind ernst.
Entgegen der landläufigen Meinung ist für Geflüchtete die Ankunft in der Sicherheit nicht das Ende traumatischer Erfahrungen, sondern lediglich der Anfang neuer Anstrengungen – Anstrengungen, die unter den Auswirkungen unsichtbarer Wunden bewältigt werden müssen. Während Außenstehende annehmen mögen, Geflüchtete sollten einfach in die Zukunft blicken und sich Alltagssorgen widmen, ist die Realität sehr viel komplexer.
Häufig werden die psychologischen und emotionalen Symptome der traumatischen Erfahrungen dieser Menschen erst offenkundig, nachdem sie in ihrer neuen Umgebung angekommen sind und sich dort stabilisiert haben.
Die Erholung nach einem Trauma kann ein langer und harter Prozess sein, voller Hindernisse und Rückschläge. Es braucht Mut, Resilienz und große Willenskraft. Geflüchtete müssen sich mit ihren inneren Dämonen und ihren Ängsten auseinandersetzen und ein zerrüttetes Selbstempfinden neu zusammensetzen. In diesem Heilungsprozess nimmt das Rehabilitationszentrum für Stress und Trauma eine bedeutende Rolle ein.
In der Fürsorge dieses Zentrums werden Geflüchtete in einer unterstützenden Umgebung aufgefangen. Durch Beratungs- und Therapiegespräche und Selbsthilfegruppen stellen sie sich hier der schwierigen Aufgabe, die Komplexitäten ihres Traumas aufzulösen und sich eine neue Grundlage für ihre psychische Gesundheit zu schaffen.