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#EUngleich: Europas Zwergenstübchen

Geschwister, die sich in der Pubertät noch ein Zimmer teilen. Erwachsene Kinder, die neben ihren kleinen Geschwistern schlafen: Wohnen ist eine Wohlstandsfrage!

Titelbild Überlegung Wohnraum

Bild: Hinter den Bergen bei den Gartenzwergen von Bildersommer/photocase.de lizenziert unter Photocase

Europakarte knapper Wohnraum

Bild: EUngleich_Hier wirds eng von FES

Armut zeigt sich auch im Mangel an verfügbarem Wohnraum.  Die neuen Mitgliedstaaten in Mittel- und Osteuropa trifft es dabei besonders hart: Hier liegt die Anzahl der verfügbaren Zimmer pro Person unter 1,5 und damit auch unter dem EU-Durchschnitt von 1,7. Deutschland hat mit 1,9 Zimmern einen mittelhohen Wert. An der Spitze liegen nach Malta und Zypern das Vereinigte Königreich, Irland und die Niederlande mit mehr als 2 Räumen.

Entsprechend hoch ist die Überbelegungsquote, die den Prozentsatz der Menschen angibt, die in einem Haushalt leben, in dem dem Elternpaar und jedem älteren Kind (12-17 Jahre) neben dem Wohnzimmer nicht ein eigenes Zimmer zur Verfügung steht, wobei Kinder gleichen Geschlechts sich ein Zimmer teilen können. Diese Quote liegt in vielen osteuropäischen Ländern bei über 40 Prozent, während sie in den reicheren Ländern des nördlichen und westlichen Europas weniger als 10 Prozent beträgt.

Wohnraum ist Kapital!

Hinter der Wohnraumknappheit verbirgt sich ein klassischer Faktor wirtschaftlicher Unterentwicklung: der relativ geringe Kapitalstock einer Volkswirtschaft. Reiche Länder verfügen über einen großen Kapitalstock (pro Person), der aus der Infrastruktur, dem Immobilienbestand, dem Anlagevermögen der Unternehmen und anderen Werten besteht. Arme Länder müssen diesen Kapitalstock erst im Laufe ihrer wirtschaftlichen Entwicklung aufbauen. Dazu müssen sie über Jahre hinweg relativ viel investieren. Eine Beschleunigung dieser Entwicklung setzt daher eine besonders hohe Investitionsquoten voraus. So hat China über viele Jahre mehr als 40 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts investiert. Auch Spanien hat in den letzten 15 Jahren durch massive Bautätigkeit sein Wohnungsangebot stark ausgeweitet (die Überbelegungsquote sank von 13,6 Prozent 2004 auf 5,1 Prozent 2017). Allerdings ging dieser Bauboom mit einer starken Zunahme der privaten Verschuldung einher, die nach der Finanzmarktkrise zu einer Bankenkrise und Rezession in Spanien führte.

Investieren, bitte!

Eine Angleichung der Lebensverhältnisse in Europa erfordert daher eine solide finanzierte, langfristig angelegte Investitionsphase in den ärmeren Ländern. Sie kann durchaus mit Krediten finanziert werden, solange die realen Ressourcen für die dadurch finanzierten Projekte zur Verfügung stehen. Denn dann droht keine Inflation. Die Länder müssen diese Investitionen auch nicht durch eigene Ersparnisse finanzieren. Vielmehr schaffen Investitionen diese Ersparnisse, indem sie Ressourcen absorbieren, die sonst nicht oder für Konsum genutzt worden wären. Mit der Nutzung der geschaffenen Wohnungen entsteht ein Zahlungsstrom, der die Kredite bedienen kann, solange die Nutzer über ein ordentliches Einkommen verfügen. In der Vergangenheit wurde diese Logik jedoch geflissentlich ignoriert: Während der Eurokrise untergrub die Sparpolitik und die durch sie ausgelöste Rezession und Arbeitslosigkeit die dringend notwendige Einkommensbasis.

Ungleichheit in Europa

Nur noch wenige Wochen bis zur Europawahl am 26. Mai, und die Union steckt tief in der Krise. 75 Prozent aller Deutschen stimmen laut einer FES Studie derweil der Aussage zu, die meisten Probleme der EU seien auf soziale und wirtschaftliche Unterschiede zwischen ihren Mitgliedsstaaten zurückzuführen. Doch wie gravierend ist die Ungleichheit zwischen Stockholm und Athen, zwischen Dublin und Bukarest wirklich? Eine Frage, der wir in den kommenden Wochen nachgehen wollen. Verfolgen Sie uns dabei auch auf Twitter und Facebook.


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Susan.Javad(at)fes.de

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