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Hier finden Sie die wichtigsten Ergebnisse der Online-Tagung (Programm als PDF) vom 21. und 22. Januar 2021.
Erfahren Sie,
Alle Teilnehmende und Zuschauer erlebten zwei Tage lang eine spannende, interessante und auch kontroverse Diskussion. Die Thematik allein ließ ja bereits erwarten, dass sehr unterschiedliche Positionen aufeinanderstoßen werden. Dennoch muss man gleich zu Beginn feststellen: alle Akteure haben dazu gelernt!
So stand der erste Tag ganz im Zeichen des Vortrages von Prof. Grethe von der Humboldt-Universität Berlin und den aktuellen Ausführungen von Minister Dr. Backhaus. Es erfolgte dann eine spannende Diskussion zu Fragen der aktuellen und zukünftigen Landwirtschafts-und Umweltpolitik im Zeichen der anstehenden Wahlen mit den agrarpolitischen Sprechern der wichtigsten Parteien im Deutschen Bundestag.
Die große Überraschung war dabei sicher die Übereinstimmung bei der These:
Dass in Zukunft Leistungen der Landwirte für die Umwelt, den sozialen Zusammenhang im Dorf, die Ökologie, die Artenvielfalt und für die Gemeinschaft zum einen ein Zukunftsfeld für die Landwirte sind und zum anderen entsprechend durch die Gemeinschaft entlohnt werden müssen!
Über den Umfang und die konkrete Umsetzung gibt es noch Differenzen, aber in der Sache war man sich einig. Das ist ein großer Schritt in Richtung Umgestaltung der Landwirtschaft. Das diese inzwischen mehr als nötig sei und es Versäumnisse auf politischer Ebene gibt, wird nicht mehr generell bestritten.
Die Übergangsphase vom gegenwärtigen Wirtschaften bis hin zur Neuausrichtung der Landwirtschaft, wird von fundamentaler Bedeutung sein. Da herrscht bei den Landwirten teilweise panische Angst und Ungewissheit. Hier wird auf unterschiedliche Positionen innerhalb der EU-Länder verwiesen.
Es wurde aber auch deutlich, dass gerade der Deutsche Bauernverband und auch einige politische Akteure noch stark an konservativen Vorstellungen festhalten. Auf Landesebene in MV ist man da weit aus fortschrittlicher.
Insgesamt gab es von den bundesweiten und internationalen Referenten viel Anerkennung für den „Mecklenburger Weg“. Deutlich wurde auch, dass inzwischen viele unterschiedliche Standesvertretungen die Interessen der konventionellen und der biologischen Landwirtschaft wahrnehmen.
Ein einheitliches Berufs-und Standesbild gibt es nicht mehr. Dies wurde auch durch den Vertreter der EU bestätigt. Der große gesellschaftliche Dissens bleibt aber weiterhin bestehen:
Die Wünsche und teilweise idealisierten Vorstellungen der Verbraucher und der Gesellschaft, die wirtschaftliche Realität und das finanziell Machbare. Der Preisverfall gerade im konventionellen Lebensmittelbereich ist erheblich.
Dennoch ist ein Umsteuern unabwendbar!
Norbert Bosse, Freier Journalist & Moderator
Der zweite Tag der agrarpolitischen Tagung stand zu Beginn ganz im Zeichen der EU-Politik.
Das Impulsreferat hielt der Generaldirektor der Generaldirektion Landwirtschaft bei der europäischen Kommission Dr. Wolfgang Burtscher.
Der Österreicher hielt einen sehr spannenden und realitätsnahen Vortrag und setzte die gedankliche Klammer für das Tagungsthema:
Regional und global, die zwei Seiten einer Medaille, die nicht zu trennen sind! Europa darf nicht zur Auslöschung der regionalen Identitäten führen und auch kulturelle Traditionen, wie die Viehhaltung auf den Almen oder die Schafweide auf den Deichen, müssen erhalten bleiben. Europa ist geprägt durch Kulturlandschaften! Viel Verantwortung ist und soll auch den Ländern vorbehalten bleiben.
Für den Bereich der Bio-Landwirtschaft vertrat der Aktivist Bernward Geier mit seinem Referat die These:
Das gerade im Bio-Bereich Global und Regional vertretbare Positionen sind. Hier wurde versucht Ängste zu nehmen. Bei den großen Mengen, die der Markt inzwischen an Bio-Produkten umsetzt, ist eine allein regionale Erzeugung schwierig.
Die ökologischen und ethischen Konsequenzen wurden kontrovers diskutiert.
Auch im Ergebnis der 17. Agrarpoltischen Tagung 2020 wird immer deutlicher, dass sowohl die biologische als auch die koventionelle Erzeugung von Nahrungsmitteln die Zukunft bestimmen wird.
Dann erfolgte die weitere Beratung in vier verschiedenen Foren. Dazu gibt es gesonderte Bewertungen. Insgesamt wurden folgende Schwerpunkte herausgearbeitet:
sind im Lebensmitteleinzelhandel, der Gastronomie, der Gemeinschaftsverpflegung und in der Öffentlichkeitsarbeit zu berücksichtigen und zu fördern
Insgesamt war die digitale Form der Tagung ein Erfolg. Es gab wesentlich mehr Teilnehmer_innen aus dem ganzen Bundesgebiet und MV als in herkömmlicher Weise. Es wurde sehr rege von den Möglichkeiten der Fragestellung im Netz und dem Chat Gebrauch gemacht.
Fragen wurden direkt mit einbezogen. Für 2022 ist eine kombinierte Veranstaltungsform zu bedenken.
Der Agrarsektor steht vor einem Wandel. Die Zeiten, in der nur noch die Herstellung gesunder Lebensmittel im Mittelpunkt stand, sind vorbei. Heute werden Kriterien wie Nachhaltig- bzw. Umweltverträglichkeit, Tierschutz, aber auch Landschaftsschutz und Gemeinwohlorientierung immer wichtiger. Fragen nach "Wer produziert Wie und Wo" werden nachdrücklich gestellt.
Kriterien wie Transparenz in der Herstellung von Lebensmitteln, Regionalität, aber auch das Kosumentenverhalten spielen eine Rolle. Wer aber hat die Verantwortung, damit der Wandel in der Landwirtschaft funktioniert?
Diese Frage haben wir mit Dorte Harloff (Vorstandssprecherin Konsumgenossenschaft Hagenow e.G.), Dr. Heike Müller (Vizepräsidentin des Bauernverbandes MV) und Nora Röder (Leiterin Fachbereich Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale MV) und etwa 60 Personen im Forum 1 der 18. Agrarpolitischen Tagung diskutiert.
Dabei waren wir uns am Ende einig, dass es nur mit freiwilligen Selbstverpflichtungen des Handels und Appellen an die Verbraucher nicht geht. Zu groß sind Beharrungskräfte, Bequemlichkeit der Konsumenten und natürlich auch der verständliche Wunsch, den größtmöglichen Profit zu erwirtschaften. Daher müssen politische Lösungen her, wenn die Gesellschaft den Wandel der Landwirtschaft möchte.
Die politischen Lösungsmöglichkeiten setzen bei der finanziellen Unterstützung derjenigen Landwirte an, die besonders umweltbewusst produzieren wollen und sich besonders für nachhaltigen Landschaftsschutz engagieren.
Die Verbraucher_innen benötigen klare und einfache Kennzeichnung von Produkten nach Herkunft und Herstellungsprozess. Und der Handel sollte die Vorteile regionaler Produkte erkennen und verpflichtet werden, eine Kennzeichnung durchzuführen. Dass dies möglich ist, zeigt das Beispiel der Eierkennzeichnung. Vorher müsste geklärt werden, was eigentlich „regional“ bedeutet. Ein zusätzlicher Baustein könnte eine erweiterte Ernährungsbildung sein.
Vieles ist also auch eine Frage der Kommunikation.
fw/fes-mv
Der Ländliche Raum Mecklenburg-Vorpommerns erlebt eine neue Blütezeit.
Die verfügbaren Grundstücke sind insbesondere in Regionen mit einem guten Angebot an Arbeitsplätzen oder einem kurzen Weg in die Metropolregionen oder die Oberzentren M-Vs begehrt. Vielerorts zeigen gerade junge Menschen nach ihren ersten Berufsjahren Interesse an zu verkaufenden Häusern oder Bauplätzen. Gerade in stark touristisch geprägten Regionen des Landes finden auch viele Ältere nach dem Ende ihres Berufslebens ihren Lebensmittelpunkt. Beide Gruppen haben eins gemeinsam: die Angebote in den Bereichen soziale Versorgung (KiTa, Schule, Pflege etc.), Gesundheit, Infrastruktur (Nahverkehr, Internet etc.) und Versorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs spielt für die eine entscheidende Rolle bei der Wahl ihres Lebensmittelpunktes.
Diesen Fragen sind wir mit Silvia Hennig (Gründerin und Vorsitzende Neuland21), Thomas Reimann (Referatsleiter Landwirtschaftsministerium MV), und Jutta Schulze (Inhaberin „Der kleine Landhausmarkt“) in Siedenbollentin sowie etwa 35 Teilnehmenden im Forum 2 der 18. Agrarpolitischen Tagung auf den Grund gegangen.
Sehr schnell wurde in den Statements der Referent_innen und der Teilnehmenden aus dem Auditorium klar, dass alles Potential des gemeinsamen Miteinanders mit den handelnden Personen zusammenhängt. Neben den messbaren Rahmenbedingungen der Bereiche Versorgung und Infrastruktur sind es die persönlichen Beziehungen und die Bereitschaft etwas für die Gemeinschaft zu leisten, die neue Ideen auf den Weg bringen und umsetzbar machen.
Das Leben in den Dörfern ist dabei keinesfalls mit dem Leben in den Zentren unseres Landes gleichzusetzen. Die Gerüche und Geräusche der Landwirtschaft, die oft weiten Wege für die Versorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs und die spezielle Beziehung der „Alteingesessenen“ zu „ihrem“ Dorf stellen das gemeinsame Miteinander oft auf die Probe. Toleranz und Akzeptanz sind hier die Gebote der Stunde.
Um neue Wege der Digitalisierung für die Versorgung in den Ländlichen Räumen nutzen zu können, ist neben den technischen Voraussetzungen wie Breitbandanbindung eine gute Zusammenarbeit mit Ideengebern, Verantwortlichen in Gemeinden, Ämtern und Ministerien und Fördermittelgebern notwendig.
Dabei steht die persönliche Bereitschaft eines jeden sich über „Dienst nach Vorschrift“ hinaus zu engagieren im Mittelpunkt für schnellen und nachhaltigen Erfolg. Gute Netzwerke sind gebraucht, um Ideen von anderen zu finden und auf das eigene Umfeld übertragen zu können. Diese Netzwerke sind es auch, die Förderprogramme wie LEADER so erfolgreich machen.
Über Potenziale von Direktvermarktung haben sich Anne Höpfner, (Geschäftsführerin von MaMüMaMa), Dennis Rosenstock (Gründer von mein-bauernhof.de), Anja Tews (Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft MV) unter Moderation von Constantin Marquardt im Forum 3 der 18. Agrarpolitischen Tagung befasst und mit den Teilnehmenden diskutiert.
Es gab breite Zustimmung, dass bereits jetzt viele kreative Angebote im Bereich der Direktvermarktung existieren. Es gebe ein großes Bedürfnis, sich diesbezüglich zusammen zu tun. Dabei bedeutet Direktvermarktung nicht nur, dass die Ware von Bauer direkt an die Konsument_innen geht, sondern dass daraus ein Mehrwert für sie selbst entsteht.
Es gilt, Synergien zu finden, das hat zum Beispiel das MaMüMaMa (ManMüssteMalMachen) Mobil gezeigt.
Zum Beispiel Touristen von der Küste auch in das Landesinnere zu locken und oder das Land durch seine kulinarische Seite zu repräsentieren. Es geht darum, die klaren Grenzen zwischen Vermarktung und Tourismus aufzubrechen und das brachliegende Potential zu nutzen.
Schnell kam die Gruppe auf Probleme und Hürden zu sprechen, z.B. unklare Zuständigkeiten und bürokratischer (wenn auch vielleicht notwendiger) Aufwand. Als Lösungen wurde das Zusammenlegen von Förderrichtlinien und Anlaufstellen vorgeschlagen.
Weiter wurde bilanziert, dass wesentlich die digitalen Kompetenzen gefördert werden müssen. Speziell bei Direktvermarktung, Marketing und Produktplattformen gibt es noch viel Potential und auch eine hohe Nachfrage.
Die Menschen wollen wissen, wo ihre Produkte herkommen und was genau sie kaufen. Das verdeutlicht der Bericht von „Mein Bauernhof“ - alleine seit der Corona-Krise ist die Nachfrage extrem gestiegen.
jw/tp/fes-mv
Es diskutierten u.a. Christin Röpert (Ernährungswiss., Foodmentorin), Manfred Leberecht (Vizepräs. Bauernverband MV) und Dörte Wollenberg (Vorstand ELG Mecklenburgische Schweiz eG)
Bereits vor „Corona“ waren die Branchenbedingungen z.B. von Nachwuchsmangel, langen Arbeitszeiten und mäßiger Entlohnung geprägt. Die Corona-Pandemie setzt der Gastro-Branche stark zu: weggebrochene Einnahmen erschweren Perspektiven zur Wiedereröffnungen, so dass ein schrumpfender Markt prognostiziert wird. Das bedeutet gleichzeitig weniger Absatz für landwirtschaftliche Betriebe.
Welche Wege sind zur Stützung und Entwicklung von Landwirtschaft und Gastronomie in MV begehbar? Im Zentrum der Diskussion lagen die Themenbereiche „Transparenz“ und „Bildung“, weitere Chancen liegen in einer engen Verzahnung zu Kantinen und Schulspeisung.
Vielen Marktakteuren und Konsument_innen sind Bedürfnisse wie Rahmenbedingungen von Landwirten und Gastronomen wenig bekannt. Mehr Transparenz kann dazu beitragen, erbrachte Waren und Dienstleistungen preislich fair „wertzuschätzen“ und nachzuvollziehen, welche Schritte nötig sind, bis eine Kartoffel oder ein Stück Fleisch auf dem Restaurantteller liegen.
Wird in Zukunft das qualitativ hochwertige Handwerk die Nase vorn haben oder wird die Convenience-Sparte zulegen? Sowohl als auch - beides liegt im Trend.
Wertvoll ist eine (Rück-) Besinnung auf eigene Stärken und Traditionen, um mit regionalspezifischen Besonderheiten Gäste anzulocken, denn „Schnitzel-Pommes kann jeder“. Es lohnt, alte lokale/regionale Rezepte hervorzukramen und modern zu interpretieren.
Kreativität und Engagement der Landwirte und Gastronomen werden aber nicht ausreichen. Daher wird an die Politik appelliert, das vielschichtige Potenzial zu heben, das in Kitas und (Schul-)Kantinen liegt. Auf kurzen Wegen transportierte Lebensmittel sind frisch und schaffen umweltfreundlich verlässliche Absatz- und Vertriebskanäle. Kinder lernen beiläufig regionale Kost und saisonal geprägte Speisepläne kennen. Zudem kann von politischer Seite sichergestellt werden, dass alle Kinder in MV regelmäßig eine warme Mahlzeit erhalten.
tp/fes-mv
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