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Avantika Tewari von IT for Change analysiert die Grundbedingungen für eine digitale Zukunft von der auch Frauen profitieren.
Die Beschleunigung der Digitalisierung während der Pandemie hat Geschlechterungerechtigkeiten eher verstärkt als verringert. Wenn wir die digitale Zukunft so gestalten wollen, dass auch Frauen von ihr profitieren, braucht es systemische Analyse, ein Bekenntnis zur Rechtsstaatlichkeit und eine Strategie der Solidarität.
Die Wechselwirkungen zwischen digitalen Technologien, wirtschaftlicher Produktion und gesellschaftlicher Reproduktion haben unter einem neoliberalen Entwicklungsparadigma zu einer immer stärkeren Prekarisierung und Vulnerabilisierung marginalisierter Menschen geführt. Das betraf insbesondere Frauen im Globalen Süden. Die Schwere, das Ausmaß und die Auswirkungen der Pandemie haben diesen Effekt noch einmal verstärkt. Als 2020 in vielen Ländern Ausgangsbeschränkungen und Lockdowns verkündet wurden, bestand zunächst die Hoffnung, dass die zunehmende Digitalisierung in allen Wirtschaftsbereichen auch gesellschaftliche Transformation mit sich bringen würde.
Das Gegenteil ist eingetreten. Zwei Jahre später ist klar, dass die beschleunigte Digitalisierung wirtschaftliche Ungleichheiten nur noch verschärft hat. Die Tech-Giganten haben essenzielle digitale Infrastrukturen und Dateninfrastrukturen, die für wesentliche Bereiche der Wirtschaft und der Gesellschaft unerlässlich sind, nun noch fester im Griff als vorher. Mit der großen Erzählung der "Umgehung des Zwischenhandels" drängen sie durch zunehmende Plattformisierung von Handel und Dienstleistungen die Beschäftigten im informellen Sektor in unterbezahlte Stücklohnarbeit – als schwächste Glieder in transnationalen digitalen Wertschöpfungsketten. Es betrifft die unterschiedlichsten Bereiche, von der Landwirtschaft bis zur Lebensmittellieferung. Dazu kommt: Viele dieser Beschäftigten sind Frauen, deren zusätzliche Belastung durch unbezahlte Sorgearbeit in dieser neuen, plattformbasierten Gig Economy unter dem Deckmantel der "Flexibilität" unsichtbar gemacht wird. Die Plattform-Unternehmen weigern sich, angemessene Arbeitsbedingungen und Sozialleistungen zu bieten, während weltweit auch staatliche Akteure ihre Sozialleistungen herunterschrauben. Gleichzeitig offenbart die Pandemie, welch riesige Lücken in den sozialen Sicherungssystemen klaffen – insbesondere für Frauen. Es ist klarer denn je, dass es nicht mehr nur um die Erosion menschenwürdiger Arbeitsbedingungen oder Arbeitsplatz- bzw. Einkommensverluste geht: Frauen weltweit befinden sich in einer wahrhaften Existenzsicherungskrise.
2021 gingen 13 Millionen weniger Frauen einer entlohnten Arbeit nach als noch 2019. 57 Prozent aller Arbeitsplätze, die bis 2026 durch digitale Automatisierung wegfallen werden, sind Arbeitsplätze von Frauen. Es bestehen erhebliche Unterschiede in der Geschlechterverteilung der sogenannten "zukunftsfähigen Qualifikationen”. Wenn man all dies zusammen betrachtet, ist klar, dass es so nicht weitergehen kann. Wenn wir eine bessere Zukunft aufbauen wollen, müssen die Strategien für eine Wirtschaftsordnung nach der Pandemie die Exklusion und Verdrängung der Mehrheit der Frauen effektiv bekämpfen.
Das technokapitalistische Paradigma unserer Zeit muss dringend durchbrochen werden. Ziel muss eine neue Digitalwirtschaft sein, die im Dienst von Menschenrechten, sozialer Gerechtigkeit und Gleichberechtigung der Geschlechter steht. Hierzu braucht es einen feministischen Gesellschaftsvertrag, der sich auf folgende drei Grundpfeiler stützt:
(Dieser Beitrag stützt sich auf ein in Kürze erscheinendes Positionspapier der Organisation IT for Change mit dem Titel “Encoding Digital Technologies for a Feminist Social Contract”)
Avantika Tewari ist Senior Research Associate bei IT for Change und arbeitet unter anderem zu Interdependenzen und Intersektionen zwischen Recht, Digitalität und Geschlecht.
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Dr. Johannes Crückeberg
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Marcus Hammes
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