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Zukunft der Automobilindustrie in der Oberpfalz

„Die Transformation der Autoindustrie ist auch in der Oberpfalz in vollem Gang – und das wirkt sich massiv auf die Mitarbeitenden aus“, das ist das Fazit der Veranstaltung „Gute Arbeit – sozial und klimafreundlich? Die Zukunft der Automobilbranche in der Oberpfalz“. Die von der Friedrich-Ebert-Stiftung organisierte Veranstaltung fand am 13.09. im Gasthaus Spitalgarten in Regensburg statt.

Skizzenhaft verschiedene Straßen. Drei Figuren ziehen ein großes Lenkrad in Richtung eines Schildes mit der Aufschrift "Sozial, Klima, Zukunft" Rundherum werken andere Figuren an Autoreifen, Diegrammen und Werkzeugen."

Bild: Zukunft der Automobilbranche FES Slider 220830 von FES, Büro Regensburg

Die Automobilbranche ist der größte Arbeitgeber in Bayern, auch in der Oberpfalz. Doch der Klimawandel, die Digitalisierung und verändertes Mobilitätsverhalten haben massive Auswirkungen auf die Automobilbranche – und somit auch auf die ArbeitnehmerInnen. Verlieren wegen des Transformationsprozesses ArbeitnehmerInnen ihren Job, wie oft von der Presse vorhergesagt? Nein, Gott sei Dank nicht. „Vielmehr versuchen wir mit Transformationsnetzwerken die Mitarbeitenden für die neuen Anforderungen der E-Mobilität und der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt zu qualifizieren“, sagt Rico Irmischer, Geschäftsführer der IG Metall in Regensburg. Auch auf Druck der Gewerkschaften habe die bayerische Staatsregierung diese Transformationsnetzwerke, die Mitarbeitende etwa in Sachen Digitalisierung, Dekarbonisierung oder beim Kulturwandel in der Mobilität schulen, eingeführt. Bisher habe das auch sehr gut geklappt, so Irmischer. Die Firmen Continental und Vitesco hätten zwar vor zwei Jahren bekanntgegeben, insgesamt über 2.000 Stellen abbauen zu wollen. Hintergrund ist die Umstellung von der Verbrennungstechnologie hin zur Elektromobilität infolge derer vor allem Jobs in den Bereichen Mechanik und Hydraulik weggefallen wären. Zudem kam der Sparkurs des Unternehmens angesichts weniger Nachfrage nach Autos während der Coronakrise hinzu. Doch auf Druck der IG Metall und der Betriebsräte seien zwischenzeitlich für die Betroffenen passable Lösungen wie Altersteilzeit, großzügige Abfindungen oder ein anderer Arbeitsplatz im Unternehmen gefunden worden, so Irmischer.

„Auch bei uns im Werk Regensburg ist es bisher nicht zu betriebsbedingten Kündigungen wegen des Transformationsprozesses in der Autoindustrie gekommen“, sagt Alexander Schmid. Schmid ist seit über zwanzig Jahren Betriebsrat im BMW-Werk in Regensburg, wo derzeit circa 10.000 Menschen arbeiten. In Regensburg seien im Gegensatz zu München bisher keine Motoren hergestellt worden, so Schmid. „Die Mitarbeitenden, die in München an Verbrennungsmotoren gearbeitet haben, sind in den vergangenen Jahren umgeschult worden“, sagt Schmid. Die größte Herausforderung für die ArbeitnehmerInnen bei ihnen im Werk sei es derzeit, mit den schnellen technologischen Entwicklungen mitzuhalten, so Schmid. Klassische Handwerksberufe wie Schlosser oder Mechatroniker würden heute nur noch sehr wenig Handwerkliches machen. Stattdessen würden diese zum Beispiel auf Touchpads Ersatzteile bestellen, welche direkt an die Maschinen geliefert und vor Ort verbaut werden. „Der Umgang mit digitalen Mitteln – das ist die wahre Herausforderung“, so Schmid. Und da fühlten sich vor allem ältere Mitarbeitende, die nicht mit Handy und Co aufgewachsen seien, oft abgehängt. Zwar gäbe es viele Weiterbildungsmöglichkeiten, etwa von der IG Metall oder den Transformationsnetzwerken. Aber viele kämen trotzdem nicht mehr hinterher, der digitale Wandel sei einfach zu schnell. Auch hapere es oft an der Koordination der Weiterbildungsmaßnahmen – etwa beim Überblick darüber, wer welches Training schon erhalten habe und wer welches noch benötige.

Aber ist angesichts des Klimawandels nicht ein völliges Umdenken notwendig? Sollten nicht lieber weniger, elektrisch betriebene Autos genutzt werden, auch wenn damit Arbeitsplätze in der Autoproduktion wegfallen? „Die Arbeitsplätze in der Automobilindustrie sind super. Sie sind gut bezahlt, gewerkschaftlich organisiert und meist unbefristet. Auch die Arbeitszeiten passen meistens“, sagt Ronja Endres, Vorsitzende der Bayern-SPD. In anderen Branchen etwa bei den regenerativen Energien gäbe es diese sehr arbeitnehmerfreundlichen Bedingungen nicht. Es sei deshalb im Moment nicht wünschenswert, ArbeitnehmerInnen aus der Autoindustrie in andere, umweltfreundlichere Branchen zu bringen. Auch sei es nicht so einfach, einen Ingenieur oder eine Ingenieurin, die bisher an einem Auto gearbeitet haben, zu Spezialisten in Sachen Windkraft oder Energiespeichertechniken umzuschulen. Auch Endres setzt deshalb auf Weiterbildung der Mitarbeitenden – etwa mithilfe der Transformationsnetzwerke, um auf die neuen Anfordernisse in Sachen Mobilität gerüstet zu sein. „Es wird immer Menschen geben, die Autos brauchen- etwa auf dem Land“, sagt Endres. „Aber natürlich sollten wir Mobilität nicht nur – wie bisher oft geschehen – vom Auto her denken. Mobilität sollte eher als Service gesehen werden. Je nach individueller Anforderung sollte NutzerInnen verschiedene Angebote wie etwa ein Auto, ein Leihrad oder ein Bus angeboten werden. Die Automobilhersteller investieren ganz zu Recht schon viel in diesem Bereich“, sagt Endres.

Das Fazit der Veranstaltung: Die Autoindustrie und damit viele Beschäftigte in der Oberpfalz stehen unter Druck. Sie müssen sich an neue Anforderungen anpassen. Viele Mitarbeitende qualifizieren sich deshalb bereits weiter – etwa mithilfe von Transformationsnetzwerken, die in Sachen Digitalisierung, Dekarbonisierung oder alternative Antriebe Bildungsangebote unterbreiten. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung sind die Panelteilnehmenden nicht zufrieden mit der Situation: Endres, Schmid und Irmischer wünschen sich noch mehr Mitsprache der ArbeitnehmerInnen bei der Strategieentwicklung der Unternehmen und bei den Bildungsangeboten. Auch eine gute Ausstattung der Berufsschulen und eine zeitgemäße duale Ausbildung sehen sie als A und O für eine gelungene Transformation in der Autoindustrie.


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