Diese Webseite verwendet Cookies
Diese Cookies sind notwendig
Daten zur Verbesserung der Webseite durch Tracking (Matomo).
Das sind Cookies die von externen Seiten und Diensten kommen z.B. von Youtube oder Vimeo.
Geben Sie hier Ihren Nutzernamen oder Ihre E-Mail-Adresse sowie Ihr Passwort ein, um sich auf der Website anzumelden.
Wir schildern hier hauptsächlich Schlaglichter der west-, ab 1990 gesamtdeutschen Geschichte von 1945 bis zur Gegenwart. Bezüge zum zweiten deutschen Staat - der DDR (1949-90) - werden an einigen Stellen hergestellt. Dabei greifen wir politische, gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse mit kurzen Texten, Fotos, Audios und Videos auf.
Wir schreiben das Jahr 1945. Nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai ist der Zweite Weltkrieg in Europa vorbei. Die sowjetische Rote Armee steht im Mai 1945 in Berlin.
Die Siegermächte Sowjetunion, USA, Großbritannien und Frankreich teilen Deutschland in vier Besatzungszonen (die Hauptstadt Berlin in vier Sektoren) und organisieren den Wiederaufbau.
Sonntag, 20. Juni 1948: Die Deutsche Mark (DM) löst die Reichsmark (RM) als alleiniges Zahlungsmittel in der „Trizone“ ab. Jeder kann am ersten Tag 40 RM zum Kurs von 1:1 in DM umtauschen – das sogenannte Kopfgeld. Der reguläre Umtauschkurs für Altguthaben liegt allerdings bei 10:1.
Über Nacht finden sich in den Auslagen der Geschäfte Waren, die man bisher nicht oder nur auf dem Schwarzmarkt kaufen konnte. Es wird in den Folgejahren zu Konsumräuschen kommen, die Legende vom Wirtschaftswunder nimmt ihren Lauf.
Im März 1948 wird geplant, die zwischen der amerikanischen und der britischen Besatzungszone bestehende Wirtschaftseinheit auf die französische Besatzungszone zu erweitern – aus der Bizone soll eine Trizone als gemeinsamer Wirtschaftsraum werden.
Obwohl die französisch besetzte Zone erst am 8. April 1949 der Bizone beitritt, macht das vor allem von den USA vorangetriebene Projekt den Weg frei für die Währungsreform.
1895-1952; Vorsitzender der SPD von 1946-52, Oppositionsführer 1949-52.
Schumacher verlor im 1. Weltkrieg einen Arm und verbrachte die Nazizeit (1933-45) in fünf verschiedenen Konzentrationslagern. Als glühender Nazi- und Kommunistengegner organisierte er den Wiederaufbau der SPD in den westlichen Besatzungszonen und dominierte aus dem Hannoveraner „Büro Dr. Schumacher“ heraus ihre Programmatik: keine Kompromisse mit den Stalinisten und schnellstmögliche Wiederherstellung der staatlichen Souveränität.
Die Politik der Westbindung, wie sie Adenauer verfolgte, lehnte er ab.
Und: Ende '47 waren in drei Westzonen bereits wieder 700.000 Mitglieder in der SPD organisiert
Bild: AdsD/FES
1876-1967; Bundeskanzler von 1949-63, Vorsitzender der CDU von 1950-66. Adenauer war Oberbürgermeister von Köln (1917-33) und wurde von den Nazis zwangspensioniert.
In der Bundesrepublik stand seine Kanzlerschaft unter dem Motto „Keine Experimente“, die Konzentration auf den wirtschaftlichen Wiederaufbau im Rahmen der „sozialen Marktwirtschaft“ und seine Westbindungspolitik kamen bei der (west-)deutschen Bevölkerung gut an.
Realistischerweise war für ihn eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten unter den Bedingungen des „Kalten Krieges“ kein vorrangiges Politikziel.
Eine Gruppe von 70 Abgeordneten aus den drei westlichen Besatzungszonen und Berlin – der Parlamentarische Rat - trifft ab dem 1. September 1948 zusammen, um die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland auszuarbeiten.
Ort des Geschehens: Die pädagogische Akademie in Bonn, 1930-33 im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtet – das spätere Bundeshaus. Nüchtern, zweckmäßig, nicht besonders repräsentativ.
Die Gedenktafel wird allerdings am Bonner Museum Koenig angebracht, wo die „Mitglieder des Parlamentarischen Rates“ die Eröffnungsfeier abhielten. Und: „Mitglieder“ ist ein wenig irreführend, denn es waren mit Friederike Nadig (SPD), Elisabeth Selbert (SPD), Helene Weber (CDU) und Helene Wessel (Zentrum) auch vier Damen dabei.
Somit entsteht mit der offiziellen Verkündung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland, ihre Hauptstadt wird Bonn. Ein halbes Jahr später wird am 7. Oktober 1949 in der sowjetischen Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet. Hauptstadt: Ost-Berlin (= Sowjetsektor Berlins).
Foto: Abstimmung über das Grundgesetz im Parlamentarischen Rat
(08.05.1949), FREI; IN-Press / Bundesbildstelle
Der französische Außenminister Robert Schuman plant einen Wirtschaftsverbund, der die Kontrolle über die Produktion der europäischen Montanindustrie (Kohle und Stahl) erhalten soll.
Die entsprechenden hoheitlichen Rechte werden von den Mitgliedsstaaten – Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Niederlande – an die „Hohe Behörde“ der „Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ (EGKS) abgetreten.
Die Montanunion, gegründet am 18. April 1951, wird zum Vorläufer der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), später der Europäischen Gemeinschaft (EG) bzw. der Europäischen Union (EU).
Der Bankier Hermann Josef Abs handelt für die Bundesrepublik die Auslandsschulden von knapp 30 Milliarden DM auf mehr als die Hälfte runter.
Die Forderungen setzen sich aus "Vorkriegsschulden" und "Nachkriegsschulden" zusammen: Die "Vorkriegsschulden" stammen noch aus dem Versailler Vertrag bzw. sind dem Umstand zu verdanken, daß die Nazis die Forderungen daraus nicht mehr bedient haben. Die "Nachkriegsschulden" umfassen die Zurückzahlung von Nachkriegs-Krediten, die vor allem aus dem Marshallplan stammten.
Was Abs nicht gelingt: Die bereits von der Bundesrepublik geleisteten Reparationen – 1946 wurde gemäß dem Pariser Reparationsabkommen das deutsche Auslandsvermögen kassiert, darüber hinaus wurden von 1948-51 über 600 Industrieanlagen demontiert – mit den Auslandsschulden zu verrechnen. Die Verhandlungspartner erteilen den wohlmeinenden Rat, dass man dieses Thema angesichts möglicher horrender Reparationsforderungen besser nicht anschneiden sollte.
Die Reparationsfrage wird auf einen zukünftigen Friedensvertrag vertagt. (Der dann nie geschlossen werden wird. 1990 wird im Zwei-plus-Vier-Vertrag die Frage nach Reparationen aus dem 2. Weltkrieg endgültig ad acta gelegt.)
Ganz anders sieht es übrigens mit den Reparationen aus, die von der DDR an die Sowjetunion geleistet werden: Es ist ein Vielfaches von dem, was Westdeutschland zahlt. Nach dem Aufstand vom 17. Juni 1953 erklärt die UdSSR zwar das Ende ihrer Reparationsforderungen, für ein ostdeutsches „Wirtschaftswunder“ ist es da aber schon zu spät.
Ernst Reuter (1889-1953), einer der profiliertesten SPD-Politiker im Berlin der Nachkriegszeit und ab Ende 1948 West-Berliner Oberbürgermeister / ab 1950 Regierender Bürgermeister von Berlin, appellierte am 9. September 1948 vor 300.000 Berliner_innen, die freie Welt möge weiterhin die drei freien Westsektoren unterstützen, um der von der Sowjetunion initiierten Berlin-Blockade (Juni 1948 - Mai 1949) standzuhalten.
Reuter setzte sich später u.a. auch für eine enge Verzahnung West-Berlins mit der Bundesrepublik ein.
Bild / O-Ton: AdsD / FES
Es gibt etliche Gründe für die DDR-Bürger_innen, unzufrieden mit dem SED-Regime zu sein. Der „Neue Kurs“, der im Juni 1953 vom Politbüro ausgerufen wird, soll einige Fehlentwicklungen der bisherigen Politik korrigieren, hält aber vor allem an der Normenerhöhung fest. Daraufhin gehen Arbeiter in Berlin und anderen (Groß-)Städten der DDR auf die Straße, rufen einen Generalstreik aus, verprügeln Polizisten, befreien Häftlinge aus Gefängnissen, rufen vereinzelt zur Lynchjustiz auf.
Der Radiosender RIAS aus West-Berlin berichtet live vom Ausnahmezustand in der DDR, die amerikanischen Besatzungssoldaten greifen allerdings nicht ein als sowjetische Panzer einrücken, um den Aufstand niederzuschlagen. Der Bundestag reagiert sehr schnell auf den Aufstand: Bereits im August 1953 erklärt er per Gesetz den 17. Juni zum „Tag der Deutschen Einheit“.
(Der Aufstand in der DDR war der erste einer Reihe von Volksaufständen bzw. militärisch niedergeschlagenen Reformbewegungen in den Staaten des Ostblocks: 1956 in Polen und Ungarn, 1968 der „Prager Frühling“.)
"Ihr Kampf - unsere Verpflichtung. Deutschlands Einheit - Europas Aufgabe. Dazu bekennt sich ganz Berlin". Plakat der Berliner SPD (1954) anläßlich des ersten Jahrestages des Aufstandes vom 17. Juni 1953. (AdsD/ FES)
„Sechs Minuten noch im Wankdorfstadion in Bern. Keiner wankt.“ So wenig verwundert man über die Wortwahl des Radiokommentators - und ehemaligen Majors der Wehrmacht - Herbert Zimmermann sein kann, so wenig handelt es sich bei dem „Wunder von Bern“ um ein Wunder. Wir sprechen über den Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 durch die DFB-Elf.
Zwar hat Deutschland zuvor im Gruppenspiel gegen Ungarn haushoch verloren, doch aus turniertaktischen Gründen ist man da auch nur mit der B-Mannschaft aufgelaufen. Der WM-Titel liegt durchaus im Kalkül Sepp Herbergers.
Die Wundermetaphorik von 1954 ist übrigens nicht neu. Schon 1934 kam es bei der WM in Italien zum „Wunder von Neapel“: „Deutsche Elf kämpft Österreich nieder“ – und landet auf Platz drei. Herberger war da schon Ko-Trainer.
Auszüge der Radioreportage: Mit freundlicher Unterstützung des Norddeutschen Rundfunks (NDR)
und wird damit zum Symbol des „Wirtschaftswunders“.
Schon die Nazis hatten die Idee gehabt, ein preiswertes Massenauto zu bauen, und beauftragten den Konstrukteur Ferdinand Porsche mit der Entwicklung dieses „Volkswagens“.
Im eigens gegründeten Volkswagenwerk wurden dann allerdings keine Käfer, sondern Militärfahrzeuge gebaut, weil inzwischen Krieg war. 1945 gingen aber dann Produktion und Vertrieb der Autos schrittweise los. Ab 1946 konnte sich jeder, der 5000 Reichsmark (RM) übrig hatte, ein solches Vehikel - zunächst per Bezugsschein - bestellen. Das war immerhin mehr als das Doppelte des damaligen durchschnittlichen Jahreseinkommens.
1955 allerdings war der VW infolge einer Preissenkung ab 3790 DM in der Standardausführung erhältlich.
1949 spricht sich der Bundestag noch gegen eine Wiederbewaffnung aus, doch im Sommer 1950 beginnt der Koreakrieg, mit dem die Konfrontation der beiden Großmächte USA und UdSSR – der „Kalte Krieg“ – in eine erste „heiße“ Phase kommt.
Solch ein „Stellvertreterkrieg“ wie in Korea wird auch auf deutschem Boden für möglich erachtet; die DDR besitzt bereits eine paramilitärische Grenzpolizei, also soll die Bundesrepublik nachziehen.
Zunächst wird der Bundesgrenzschutz gegründet (1951), daraufhin beruft Adenauer eine Expertengruppe aus ehemaligen Wehrmachtsangehörigen ein, die den Umfang und den Aufbau eines „Deutschen Kontingents im Rahmen einer Übernationalen Streitmacht zur Verteidigung Westeuropas“ plant.
1954 ist der Beitritt zur NATO beschlossene Sache, und mit den "Pariser Verträgen" vom 5. Mai 1955 erhält die Bundesrepublik ihre (eingeschränkte) Souveränität, auf jeden Fall aber das Recht, eine eigene Armee - die Bundeswehr - zu besitzen. 1957 werden die ersten Wehrpflichtigen vereidigt.
Aus der Montanunion wird die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG).
Unterzeichnerstaaten sind die Bundesrepublik, Frankreich, Italien und die BENELUX-Staaten.
Beschlossen wird u.a. die Einrichtung eines gemeinsames Parlaments und eines gemeinsamen Gerichtshofes.
Ein verrückter Zwerg, der das namengebende Spielzeuginstrument fetischisiert, erzählt u.a. von seiner Jugend in der nationalsozialistisch dominierten Freien Stadt Danzig und seinen Twen-Jahren in der jungen Bundesrepublik.
Der Roman, in Paris entstanden, von Literaturwissenschaftlern als barocker „Schelmenroman“ klassifiziert, wird von konservativen Zeitgenossen als ein „von Pornografie und Gotteslästerung strotzendes Machwerk“ empfunden – zurecht: Günter Grass hat den Nerv des miefigen Kleinbürgertums getroffen wie nach ihm wohl nur noch E. L. James.
Das Buch, obwohl „Hochliteratur“, wird zum Millionenseller, und begründet den Ruf des 2015 verstorbenen Grass' als „Die Stimme der Nachkriegszeit“.
Es liest Günter Grass "Die Blechtrommel" aus dem Kapitel "Fernwirkender Gesang vom Stockturm aus gesungen" - (Aufnahme von 1961, erschienen als CD "Günter Grass liest 'Die Blechtrommel', 'örtlich betäubt' u.a.", Universal Music, 2004); Bild: vrstudio / fotolia.com)
Die SPD will sich nach der enttäuschenden Bundestagswahl von 1953 (absolute Stimmenmehrheit der CDU/CSU) der bürgerlichen Mitte öffnen und beschließt - nach sechs Jahren Vorbereitungszeit - ein neues Parteiprogramm, in dem nicht nur der Marxismus als ideengeschichtliche Quelle keine Rolle mehr spielt - was nichts Neues ist, denn davon hatte sich die MSPD schon im Görlitzer Programm von 1921 distanziert - sondern auch Abschied genommen wird von der Idee der Vergesellschaftung der Produktionsmittel, der Kurt Schumacher noch angehangen hatte.
Aus einer Partei der Arbeiterklasse wird eine Volkspartei, die sich zur sozialen Marktwirtschaft bekennt und am Ziel einer gesellschaftlichen Ordnung festhält, die allen Menschen die gleiche Chance gibt, ein selbstbestimmtes Leben in Würde frei zu gestalten. Die Rechnung geht auf: 1966 wird die SPD an der Bundesregierung (Große Koalition) beteiligt sein.
Sie/Es führt aber früher schon dazu, dass sich stärker links fühlende Leute, vor allem die Student_innen des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS), immer mehr von der Mutterpartei entfremden.
Der SDS wird 1961 aus der SPD ausgeschlossen, was man als die Geburtsstunde der „Neuen Linken“ bezeichnen kann, die in alle möglichen Richtungen diffundieren wird: Von den undogmatischen „Spontis“ bis zu den dogmatischen „K-Gruppen“; von den Neuen Sozialen Bewegungen (Friedens- und Ökobewegung) bis zu den Grünen; von Kaufhausbrandstiftern zu Linksterroristen.
Das Godesberger Programm zum Nachlesen
Video: der Programmreformer Willi Eichler, SPD, spricht auf dem Godesberger Parteitag; AdsD / FES
Deutschland, das den Krieg begonnen und durch Terrorherrschaft Millionen Menschen gedemütigt, vertrieben, eingesperrt und ermordet hat, ist militärisch besiegt - und von der unmenschlichen Diktatur befreit.
Weite Teile des Kontinents wie auch Deutschland liegen in Schutt in Asche. Unzählige Menschen - Kriegsgefangene, Verschleppte und Internierte sowie Entwurzelte und Flüchtlinge - irren umher. Zurück in die Heimat. Oder auf der Suche nach neuer Heimat. Es fehlt an allem.
Die Siegermächte entscheiden über Deutschlands Zukunft. Zunächst einvernehmlich, doch bald wird Deutschland - wie Europa - in zwei Lager getrennt werden. In das von den USA angeführte freie westliche und das von der Sowjetunion dominierte diktatorische östliche. Der Kalte Krieg wirft seine Schatten voraus.