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Frauen sind der KI-Automatisierung am Arbeitsplatz stärker ausgesetzt als Männer. Ein bevorstehendes Projekt des Kompetenzzentrums "Zukunft der Arbeit" in Brüssel zielt darauf ab, speziell dieses Thema zu untersuchen.
Automatisierungstechnologien versprechen, die Zukunft des Arbeitsplatzes zu gestalten, indem sie die Effizienz, Produktivität und das Wohlbefinden der Beschäftigten verbessern und eine flexiblere sowie dynamischere Arbeitsweise ermöglichen. Der rasante Fortschritt dieser Technologien kann jedoch nicht nur Millionen von europäischen Arbeitnehmer_innen vor Herausforderungen stellen, die zu bedeutenden Veränderungen in der beruflichen Nachfrage und dem Risiko der Substitution führen, sondern auch die bestehenden geschlechtsspezifischen Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt verschärfen.
Die Konzepte des technologischen Fortschritts und mögliche Maßnahmen zur Abmilderung der Auswirkungen des technologischen Wandels, wie beispielsweise der "technologischen Arbeitslosigkeit", wurden in Europa intensiv von Wissenschaftler_innen, politischen Expert_innen, Wirtschaftsvertreter_innen, Gewerkschaften und öffentlichen Intellektuellen diskutiert. Einige kritische Stimmen aus der Wissenschaft haben den technologischen Fortschritt als eine schädliche Ideologie bezeichnet, die trotz ihres Anspruchs, eine gerechtere und vernetztere Welt zu fördern, seit langem bestehende Unterdrückungssysteme aufrechterhält und verstärkt. Diese Systeme manifestieren sich in Form von Geschlechterhierarchien oder algorithmischem Rassismus.
Andere argumentieren, dass die Art und Weise, wie die Automatisierung die Wirtschaft und insbesondere den Arbeitsmarkt neu gestalten kann, weitgehend von einer Reihe politischer Interventionen abhängt, die auf soziale und kollektive Ziele ausgerichtet sind: (1) Entschädigungspolitik, die darauf abzielt, finanzielle Unterstützung für Beschäftigte zu bieten, die durch die Technologie verdrängt wurden; (2) Investitionspolitik, die darauf abzielt, neue oder verdrängte Beschäftigte mit den auf dem heutigen Arbeitsmarkt benötigten Qualifikationen auszustatten oder umzuschulen; und/oder (3) Lenkungspolitik, die darauf abzielt, das Tempo und die Richtung des technologischen Wandels zu beeinflussen.
Automatisierung kann als eine Technologie definiert werden, die sich mit der Ausführung eines Prozesses mittels programmierter Befehle in Verbindung mit einer automatischen Rückkopplungskontrolle befasst, um die ordnungsgemäße Umsetzung der Anweisungen zu gewährleisten. Automatisierungstechnologien sind ein Oberbegriff, der verschiedene Technologien wie künstliche Intelligenz (KI), algorithmische Entscheidungsfindungssysteme, Big-Data-Analytik und Robotik umfasst. Der Automatisierungsprozess beginnt typischerweise mit einem Pilotprojekt, das darauf abzielt, Arbeitsabläufe zu rationalisieren und zu automatisieren. Das Hauptziel der Automatisierung besteht darin, Aufgaben ohne oder mit minimaler menschlicher Beteiligung zu erledigen, insbesondere bei sich wiederholenden manuellen Tätigkeiten. Diese umfassen Aufgaben, die in verschiedenen Arbeitsabläufen wiederkehren, Aufgaben, die unnötige Kommunikation erfordern, sowie zeitkritische oder dringende Aufgaben. Die Anwendung von Automatisierungstechnologien findet sich praktisch in allen Wirtschaftszweigen, angefangen vom Einzelhandel bis hin zum Bauwesen.
Unterschiedlichen Schätzungen zufolge könnte der Anteil der Arbeitsplätze, die automatisiert werden könnten, je nach Land zwischen 22 Prozent und 44 Prozent liegen, während 45-60 Prozent aller Beschäftigten in Europa bis 2030 durch Automatisierung ersetzt werden könnten.
Zwar werden Frauen und Männer zunehmend vor ähnlichen Herausforderungen stehen, wenn es um die Bewältigung von Übergängen zwischen verschiedenen Berufen geht, jedoch zeigen viele Untersuchungen, dass Frauen aufgrund der bereits bestehenden geschlechtsspezifischen Aufteilung des Arbeitsmarktes eher von der Automatisierung bedroht sind.
Im Bereich KI-Automatisierung sind 21 Prozent mehr Frauen als Männer betroffen, obwohl die Männer in der Belegschaft in der Überzahl sind. Dies lässt sich größtenteils auf geschlechterspezifische Unterschiede in den Arbeitsinhalten zurückführen, da Frauen in verschiedenen Berufskategorien eher Routine- und repetitive Aufgaben übernehmen und weniger komplexe Tätigkeiten verrichten.
Das bevorstehende Projekt des FES Kompetenzzentrums Zukunft der Arbeit für die Jahre 2024-2025 hat zum Ziel, die bereits existierenden geschlechtsspezifischen vertikalen (Unterrepräsentation von Frauen in Führungs- und Spitzenpositionen) und horizontalen (Unterrepräsentation von Frauen in manuellen Berufen, wie z.B. Fertigung und Handwerk, und ihre Überrepräsentation in nicht-verarbeitenden Berufen) Segregationen auf dem Arbeitsmarkt im Kontext der zunehmenden und fortschreitenden Automatisierung von Arbeitsabläufen zu untersuchen.
Die Forschungsergebnisse umfassen (1) eine Analyse des aktuellen Forschungsstandes auf Grundlage der Scoping-Review-Methode in Peer-Review und Grauer-Literatur-Veröffentlichungen und (2) Fallstudienbeispiele. Die ersten Forschungsergebnisse des Projekts werden voraussichtlich bis zum Sommer 2024 auf der FES-Webseite zur Zukunft der Arbeit veröffentlicht.
Dr. Inga Sabanova ist Policy Officer der Friedrich-Ebert-Stiftung beim Kompetenzzentrum Zukunft der Arbeit in Brüssel. Seit 2020 leitet sie Projekte zur Plattformökonomie und zur Integration neuer Technologien am Arbeitsplatz. Sie verfügt über mehr als 10 Jahre Erfahrung in der politischen Forschung, in der Wissenschaft und im Management von Multi-Stakeholder-Projekten für EU-Institutionen.
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