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Die Ambivalenz des Neuen – Sozialer Fortschritt durch Plattformen, Blockchain und KI?

Was muss konkret geschehen, damit die Digitalisierung das Leben der Menschen besser macht?


Längst ist klar, die Digitalisierung ist sowohl ein technologischer als auch ein gesellschaftlicher Prozess. Die Auswirkungen auf unseren Alltag und unser Arbeitsleben sind unbestritten. Ob die Effekte jedoch positiv oder negativ sind, lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern hängt wesentlich von der Ausgestaltung und den politischen Rahmensetzungen ab.

Kann die Digitalisierung helfen, Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen zu geben?  Wie können technische Innovationen zu sozialem Fortschritt führen, von dem möglichst viele profitieren?

Die vorliegende Studie widmet sich diesen Fragen und zeigt Möglichkeiten auf, wie sich die Digitalisierung für soziale Innovationen politisch gestalten lässt. Dazu haben Prof. Daniel Buhr und Verena Bader drei kontrovers diskutierte Techniken in den Blick genommen: Blockchain, Künstliche Intelligenz und digitale Plattformen, und deren Potenzial in den Bereichen Gesundheit, Arbeit und Sicherheit untersucht.


Wir haben die Autor_innen gefragt: Was muss konkret geschehen, damit die Digitalisierung das Leben der Menschen besser macht?

Daniel Buhr: Der Pfad technischer Innovationen ist keineswegs vorgezeichnet – sondern kann und muss aktiv gestaltet werden. Dann entsteht auch Raum für sozialen Fortschritt. Dafür muss aber zunächst öffentlich wie privat deutlich mehr investiert werden: in Infrastruktur, die Modernisierung des Wohlfahrtsstaats, in Bildung und Weiterbildung, aber auch in Forschung und Innovation.

Verena Bader: Digitalisierung darf nicht zum Selbstzweck werden. Trotz aller Technikfaszination gilt es zu fragen: welches Problem können wir mit dieser Technologie lösen? Welche Technologie kann zum Beispiel Abhilfe schaffen bei Problemen der Arbeitswelt wie Fachkräftemangel und geringer Teilhabe benachteiligter Beschäftigtengruppen? Gerade für Gewerkschaften und Akteure der betrieblichen Mitbestimmung kann dies als Leitgedanke dienen.

Wenn es um die Gestaltung der Digitalisierung geht, dann werden die USA und China oft als Vorreiter genannt. Dabei wird aber schnell klar: Europa muss einen anderen, einen dritten Weg beschreiten. Wie könnte der aussehen und auf welche Stärken können wir dabei bauen?

Daniel Buhr: Ja, die USA und China werden häufig als Vorreiter der Digitalisierung bezeichnet. Mit Blick auf die Dynamik, Geschwindigkeit und Radikalität der Entwicklungen mag das stimmen. Allerdings beobachten wir dort auch wachsende Monopolbildung und Filterblasen auf der einen, Überwachung und Kontrolle auf der anderen Seite. Und dannzeigt sich der Vorteil stabiler politischer Verhältnisse vieler europäischer Demokratien. Sie bieten Institutionen und etablierte Aushandlungsplattformen, die Reflektion, Konsens und Kompromiss fördern und die nachhaltige Akzeptanz für konkrete Lösungen erleichtern können. Daher gilt es an den bestehenden Stärken anzuknüpfen: entwickelte Wohlfahrtssysteme, soziale Standards, ein etablierter Daten- und Verbraucherschutz sowie wichtige Institutionen wie politische Partizipation und Mitbestimmung in den Betrieben. All das sorgt für eine hohe Innovationsfähigkeit von Organisationen und Gesellschaften.


Die Autor_innen

Verena Bader ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Lehrstuhl für Personalmanagement und Organisation an der Universität der Bundeswehr München.

Prof. Dr. Daniel Buhr leitet das Steinbeis Transferzentrum Soziale und Technische Innovation und ist außerplanmäßiger Professor an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen.


Ansprechpartner in der FES Max Ostermayer
 

Bader, Verena; Buhr, Daniel

Die Ambivalenz des Neuen

Sozialer Fortschritt durch Plattformen, Blockchain und KI?
Bonn, 2020

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