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Huria Tokhy floh aus Afghanistan. Heute macht sie bei der FES eine Ausbildung zur Bürokauffrau. Wie es dazu kam, erzählt sie in unserem Interview.
FES: Liebe Huria, kannst du uns deinen Weg nach Deutschland schildern?
Huria Tokhy: Aufgewachsen bin ich in der Nähe von Mazari-Sharif, im Norden von Afghanistan. Meine Eltern waren beide Akademiker. Sie haben meinen Schwestern und mir trotz aller Schwierigkeiten unter den Taliban eine Schulausbildung ermöglicht. Später habe ich Wirtschaftswissenschaften studiert und dieses Fach dann auch an der Universität unterrichtet und wissenschaftlich gearbeitet.
Nach meinem Master-Abschluss arbeitete ich bei der Bundeswehr in Mazari-Sharif als Meinungsforscherin. Als ich dort anfing, wusste ich nicht, dass meine Arbeit mich in Lebensgefahr bringen könnte. Nachdem die Bundeswehr ihre Truppen in Afghanistan reduziert hat, verschlechterte sich die Sicherheitslage zunehmend.
Viele Menschen kamen ums Leben; besonders betroffen waren die lokalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ausländischen Truppen. So auch ich. Nach einem traurigen Schicksalsschlag und aufgrund einer konkreten Bedrohung hat die Bundeswehr mir und meiner Familie ermöglicht, Afghanistan zu verlassen und nach Deutschland zu kommen.
Wann hast du angefangen, dich für eine Berufsausbildung zu interessieren und wie kamst du dann darauf, dich bei der FES zu bewerben?
Zunächst habe ich in verschiedenen Aushilfsjobs im Büro gearbeitet. Da ich keine dauerhafte und meiner fachlichen Qualifikation entsprechende Tätigkeit finden konnte, wollte ich ein duales Studium beginnen, um Fuß im Arbeitsmarkt zu fassen.
Meine afghanischen Abschlüsse wurden in Deutschland anerkannt und so dauerte es auch nicht lange, bis ich einen Studienplatz im Fach Sozialarbeit an der FH Düsseldorf bekam. Leider konnte ich trotz intensiver Suche kein Unternehmen finden, bei dem ich den praktischen Teil des Studiums absolvieren konnte.
In einem Sprachcafé habe ich vom Projekt „Welcome to Work“ erfahren, das Geflüchtete bei ihrem Weg in die Erwerbsarbeit unterstützt. Über dieses Projekt lernte ich zwei Frauen kennen, die sich ehrenamtlich engagierten und als Mitglieder des Rotary Clubs Düsseldorf gut vernetzt waren. Sie rieten mir, eine Ausbildung zu machen und haben mich beim Bewerbungsverfahren unterstützt.
Durch meinen internationalen Hintergrund fand ich es interessant, meine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei der FES zu absolvieren.
Deinem Empfinden nach: Was waren die größten Hürden bei deiner Ausbildungsplatzsuche?
Die größte Hürde war es, ein Unternehmen oder eine Organisation zu finden, die bereit gewesen wäre, mir eine Chance zu geben. Zwei Jahre lang habe ich nach einem Unternehmen gesucht, bei dem ich den praktischen Teil meines dualen Studiums absolvieren kann.
Meistens habe ich überhaupt keine Rückmeldung auf meine Bewerbung bekommen – selbst bei Unternehmen nicht, in denen die Arbeitssprache Englisch ist, was ich sehr gut spreche. Wenn man mir sagte, dass es andere Bewerber_innen gab, die qualifizierter waren als ich, war das ok für mich. Sehr enttäuscht haben mich allerdings Rückmeldungen, dass man mich nicht einstellen könne, weil ich ein Kopftuch trage. Das kam sogar mehrmals vor.
Was hätte oder hat dir geholfen, diese Hürden zu überwinden?
Letztlich hatte ich großes Glück, dass ich Unterstützerinnen fand, die mir halfen, Kontakte aufzubauen. Sie haben mir Türen geöffnet, die mir sonst vielleicht weiter verschlossen geblieben wären.
Den Integrationskurs sowie die Sprachkurse fand ich natürlich sehr hilfreich. Leider musste ich nach jedem erfolgreich abgeschlossenen Sprachkurs mehrere Monate auf einen Kurs für das nächste Sprachlevel warten. Sprachkurse, die ich hätte in einem Jahr absolvieren können, dauerten so insgesamt zweieinhalb Jahre. Ich habe damit viel Zeit verloren.
Kurse, die ich in der Zwischenzeit zur Weiterbildung besuchen konnte, brachten mich auch oft nicht weiter. Das Bildungsniveau der Teilnehmer_innen war sehr unterschiedlich. Ich war durch mein Studium und meine Berufserfahrung dort überqualifiziert.
In dieser Zeit haben mir meine Unterstützerinnen sehr geholfen. Sie haben mir Mut gemacht, mich motiviert, weiter zu kämpfen und an mich selbst zu glauben.
Wie sehr fühlst du dich mittlerweile hier zu Hause und was wünschst du dir für deine persönliche Zukunft und für die Zukunft anderer Geflüchteter in Deutschland?
Seitdem ich die Sprache gut beherrsche, fühle ich mich hier wirklich sehr wohl und irgendwie auch zu Hause. Dass meine Familie hier ist, hilft natürlich sehr. Als wir in Deutschland ankamen, haben wir uns ganz bewusst für Düsseldorf als Aufenthaltsort entschieden – wir wollten schnell in Deutschland ankommen und dort leben nicht so viele Afghanen (lacht).
Für mich selbst wünsche ich mir, dass ich nach meiner Ausbildung eine gute Arbeit finde und dass ich so lange in Deutschland bleiben kann, bis es zu Hause in Mazari-Sharif wieder sicher für mich und meine Familie ist.
Obwohl meine Ausbildung 3 Jahre dauert, wurde meine Aufenthaltsgenehmigung zuletzt erst einmal nur für weitere 2 Jahre verlängert. Das heißt, wenn ich keine weitere Verlängerung meiner Aufenthaltsgenehmigung bekomme, bin ich mir nicht sicher, wie es mit meiner Ausbildung weitergeht. Es würde mir helfen, wenn ich mehr Planungssicherheit für die Zukunft hätte.
Für andere Geflüchtete wünsche ich mir, dass sie in jedem Fall ihre Ausbildung hier beenden können, auch im Fall, dass ihre Aufenthaltsgenehmigung nicht verlängert wird. So haben sie zu Hause wenigstens ein kleines „Startkapital“.
Mehr zum Thema Integration durch Bildung finden Sie auf dem FES-Themenportal Bildungspolitik. Hier finden Sie auch ein von der Abteilung Studienförderung erstelltes Konzeptpapier mit Maßnahmen und Projekten speziell zum Thema Ausbildung.
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Ein Interview mit Jane Buo, die von den Philippinen nach Deutschland kam, um hier als Krankenpflegerin zu arbeiten.
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Ein Kurzinterview mit Prof. Dr. Miriam Vock zum Umgang mit Heterogenität in Schule und Unterricht.
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