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Feministische Schwerpunkte in die Stadtplanung einfließen zu lassen ist unumgänglich, nicht nur für die Gleichstellung der Geschlechter, sondern auch für Klimaresilienz und Nachhaltigkeit im weiteren Sinne. Das Konzept ist weltweit nicht neu, aber es wird immer relevanter für die dringenden Probleme von Asiens Megastädten. Ihre Verstädterungs- und Industrialisierungsraten gehören zu den höchsten der Welt, der Klimawandel schreitet so schnell voran wie kaum an einem anderen Ort, und sie kämpfen gegen mangelnde Geschlechtergerechtigkeit und Gewalt.
Was würden Frauen auf der ganzen Welt tun, wenn es 24 Stunden lang keine Männer auf der Erde gäbe? Nachts in der Stadt spazieren gehen, war die häufigste Antwort der Frauen auf ein letztes Jahr veröffentlichtes virales Video auf TikTok. Der simple Akt eines nächtlichen Spaziergangs in der Stadt ist zu einem Beispiel für männliche Privilegien geworden, die bezeichnend sind für die oft von Männern geplanten Städte. In den meisten Fällen erzeugt die Art der Stadtplanung eine systemische Diskriminierung, die die Erfahrungen der Frauen in der Stadt, ihre Freiheit, Sicherheit, Mobilität und Zugang zu öffentlichen städtischen Räumen prägt.
Aber Städte sind nicht nur mit Zugangsschwierigkeiten für Frauen, Mädchen und andere marginalisierte Gruppen konfrontiert, sondern auch mit ernsthaften ökologischen Herausforderungen aufgrund des vom Menschen verursachten Klimawandels. Es ist wichtig, diese eng miteinander verknüpften Probleme mit einem sozial-ökologischen Ansatz zu bekämpfen, der von der Vorstellung ausgeht, dass unsere gegenwärtigen ökologischen Probleme ihren Ursprung in tiefgreifenden sozialen Problemen haben. Im Zusammenhang mit Städten bedeutet das, an den sozialen Dimensionen der Ungleichheit anzusetzen als Voraussetzung für die Gestaltung klimaresilienter Städte. Für Frauen und Genderminderheiten hängt ihre Beziehung zur Stadt von ihrer Sicherheit ab. Deshalb ist es unerlässlich, dass ihre Bedürfnisse im Alltag sowie in Bezug auf ihre Sicherheit, Bequemlichkeit, Zweckmäßigkeit und Zugänglichkeit zu einem wesentlichen Bestandteil der Stadtgestaltung und Stadtplanung wird.
Bestehende Stadtplanungsparadigmen sind dominiert von einem androzentrischen Ansatz mit einem begrenzten Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Gender, sozioökonomischen Ungleichheiten und Gewalt. Laut dem Bericht Making A Feminist City führen der Stadtplanung zugrunde liegende Annahmen, die auf überholten, in patriarchalischen und paternalistischen Geschlechterrollen verwurzelten sozialen Normen basieren, zur Gestaltung von Städten, in denen Menschen ausgegrenzt werden und die ein feindliches Umfeld für Frauen und Mädchen darstellen. Stellt man letztere dagegen ins Zentrum der Stadtplanung und Stadtgestaltung, kann man nicht nur Städte bauen, die gerecht sind, sondern auch festgefahrene soziale Normen für Geschlechterrollen in der Stadt in Frage stellen und dabei soziale Beziehungen verändern.
Dies ist die grundlegende Prämisse der feministischen Stadtplanung, ein kritischer Planungsansatz, der darauf abzielt, die Bedürfnisse verschiedener gesellschaftlicher Gruppen bei der Stadtentwicklung und Planung zu berücksichtigen. Er konzentriert sich besonders auf diejenigen, die bei den vorherrschenden Stadtplanungs- und Stadtentwicklungsnarrativen außen vor gelassen wurden, insbesondere Frauen, Mädchen sowie sexuelle und Genderminderheiten. Er ist sensibel für die vielfältigen Unterschiede im sozialen und wirtschaftlichen Status einer Person entlang unterschiedlicher Marginalisierungsachsen wie Klasse, Kaste, Alter, Sexualität und Behinderung und deren Zusammenspiel mit dem Geschlecht der Person, die deren Zugang zur Stadt und ihre Autonomie in der derselben beeinflussen. Daher würde ein solcher Ansatz zur Gestaltung von Städten führen, die letztendlich jedem zugutekommen.
Im Handbook for Gender-Inclusive Urban Planning and Design (Handbuch für genderinklusive Stadtplanung und Stadtgestaltung) stellt die Weltbank fest, dass Frauen, Mädchen und sexuelle und Genderminderheiten anfälliger für Klimarisiken sind. Der Einfluss der bebauten Umwelt interagiert mit Faktoren wie Armut, primären Pflegeaufgaben, genderbasierter Gewalt und Verringerung von Mobilität und Zugang. Dies verschärft die Vulnerabilität dieser Gruppen, besonders in informellen Siedlungen, wo selbst die grundlegende Infrastruktur fehlt.
Um ihren Erfolg zu sichern, müssen Klimainitiativen einen feministischen Ansatz in ihre Entwicklung und Durchführung integrieren. Es wird deutlich, dass es eine beträchtliche Konvergenz zwischen feministischer Stadtplanung und Nachhaltigkeitspraktiken gibt. Zu den wichtigsten Merkmalen feministischer Stadtplanungsmaßnahmen gehören kompakte Stadtviertel mit gemischter Nutzung, eine fußgängerzentrierte Straßengestaltung und die öffentliche Bereitstellung kritischer städtischer Infrastruktur, besonders in den Bereichen öffentliche Verkehrsmittel, Kinderbetreuung und sanitäre Anlagen. In Indien ist jüngst das Interesse an nachhaltigen Stadtplanungskonzepten wie der ‘15-Minuten-Stadt’ gestiegen, die ein städtisches Umfeld vorsieht, wo jede Einwohnerin und jeder Einwohner alle notwendigen Einrichtungen innerhalb von 15 Minuten erreichen kann, idealerweise zu Fuß oder mit dem Rad. Solche Konzepte müssen auf den indischen Kontext zugeschnitten werden und sich auf Geschlechterunterschiede und Einkommensungleichheit, besonders im Zusammenhang mit dem Zugang zu städtischen Einrichtungen konzentrieren.
Weiterhin zeigen Studien, dass Frauen zumeist auf öffentliche Verkehrsmittel und die nichtmotorisierte Fortbewegung zu Fuß oder mit dem Fahrrad angewiesen sind. Eine erschwingliche oder kostenlos verfügbare, gut vernetzte öffentliche Verkehrsinfrastruktur ist unabdingbar für eine Reduzierung der CO2-Emissionen und der Nutzung von Privatfahrzeugen. Eine nachhaltige Stadtpolitik, die die Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrs und die nichtmotorisierte, kohlenstoffarme Fortbewegung priorisiert, muss zentrale Themen wie Sicherheit, Zugang zu Hygiene und Erschwinglichkeit ansprechen, die insbesondere Frauen betreffen, und muss berücksichtigen, wie Frauen die Stadt nutzen und sich in ihr bewegen.
Der Bericht Making A Feminist City untersucht den kommunalen rechtlichen Rahmen für die Stadtplanung aus feministischer Perspektive und spricht folgende Empfehlungen aus, die sicherstellen sollen, dass die Stadtplanung von den Menschen ausgeht und Frauen daran beteiligt sind.
Partizipative Kommunalplanung und ausgeglichene Gendervertretung: Es ist notwendig, politische Prozesse zu stärken, die die Planung dezentralisieren und lokale Gemeinschaften dazu befähigen, sich an der Kommunalplanung zu beteiligen und Entscheidungen zu treffen, die sich auf ihren Stadtbezirk auswirken. Das kann durch institutionelle Prozesse erreicht werden wie beispielsweise repräsentative Gebiets- oder Bezirksausschüsse, wie man sie in Indien findet. Solche Ausschüsse müssen mit den nötigen finanziellen und funktionellen Befugnissen ausgestattet werden, damit sie unabhängig tätig sein und sicherstellen können, dass die vorgeschriebene Vertretung von Frauen, Mädchen und Gender- und sexuellen Minderheiten erreicht wird, insbesondere die von marginalisierten Gruppen entlang den Achsen Behinderung, Klasse, Kaste und anderen.
Übernahme gendergerechter Werkzeuge und Methoden für die feministische Stadtplanung: Städte müssen feministische Planungswerkzeuge und Methoden in den Stadtplanungsprozess einbinden. Dazu gehört die Nutzung von Werkzeugen wie Sicherheitsaudits, Erkundungsgänge, partizipative Kartierung und andere Ansätze, in die Frauen und Mädchen einbezogen sind und durch die Bedürfnisse und notwendige Dienstleistungen sowie Interventionsbereiche und Entwicklungsschwerpunkte in ihren Stadtvierteln identifiziert werden. Ebenso dazu gehören Methoden wie die Erhebung präziser, nach Geschlechtern aufgeschlüsselter oder gendersensibler Daten in städtischen Planungsprozessen, einhergehend mit Schulungs- und Sensibilisierungsprogrammen im Bereich feministische Methoden für alle relevanten, an der Kommunalplanung beteiligten Akteure.
Der Artikel erschien in englischer Sprache am 20. Oktober auf asia.fes.de
Sneha Visakha ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Vidhi Centre for Legal Policy, Karnataka, Indien. Sie ist Gründerin und Moderatorin von The Feminist City, einer Podcast-Reihe über urbane Themen aller Art aus feministischer Perspektive.
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