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Wie Amazon über die Zukunft der Arbeit entscheidet

Amazon: Guten Tag, wir möchten Ihnen hiermit mitteilen, dass wir Ihre Bestellung versandt haben…Nur zu welchem menschenverachtenden Preis?

 

Gruppenbild des Treffens der UNI AmazonNetzwerk am 29.-30. April 2019;

Bild: Amazon Gewerkschafter_innen bei der FES

Für die Generalsekretärin der globalen Dienstleistungsgewerkschaft UNI Global Union, Christy Hoffmann, ist der Kampf um Arbeitnehmer_innenrechte bei Amazon eine der wichtigsten Auseinandersetzungen unserer Zeit.

Das Netzwerktreffen von Gewerkschafter_innen bei Amazon vom 29.- 30. April 2019 in Berlin verdeutlicht, warum Hoffmann diese Zuspitzung wagt. Denn die Welt der Arbeit bei Amazon steht den eher zuversichtlich klingenden Ausführungen der ILO Kommission zur Zukunft der Arbeit diametral entgegen. Sie verletzt nach Aussagen der teilnehmenden Gewerkschafter_innen und Amazon-Beschäftigten aus 16 Ländern internationale Arbeitsstandards.

Amazon entscheidet unilateral: Über alles. Ohne Verhandlung mit Gewerkschaften.

Dieses Unternehmenscredo wird durch die Praxis vielerorts bestätigt. Amazon entscheidet allein über Löhne und Gehälter. Zwar gibt es dort, wo Belegschaften Druck ausüben, Betriebsräte gewählt und Gewerkschaften vor Ort sind, Verbesserungen. Aber nicht etwa durch Tarifverhandlungen, sondern durch einseitige Entscheidungen des Unternehmens. Bis heute weigert sich Amazon, mit ver.di einen Tarifvertrag für den Einzelhandel zu verhandeln. Bei einer Anhörung im Stadtrat von New York, als es um die Ansiedlung von Amazons zweiter Geschäftszentrale ging, waren die Unternehmensvertreter eindeutig, wie Dave Mertz von der Einzel- und Großhandelsgewerkschaft RWDSU (Retail, Wholesale and Department Store Union) aus  New York City zu berichten weiß: „Wir werden uns der gewerkschaftliche Organisierung widersetzen.“

Damit nicht genug: Teilnehmer_innen aus Deutschland und Großbritannien berichteten, dass das Recht, Gewerkschaftsmitglied zu sein, bei Amazon einen hohen Preis hat: „Deine Karriere bei Amazon endet. Du bekommst schlechte Jobs, steigst nicht auf. Du wirst gefeuert oder Dein Zeitvertrag nicht verlängert.“

„We are humans, not robots”

Auch die Praxis beim Arbeits- und Gesundheitsschutz wurde kritisiert: „Du fängst bei Amazon aufrecht und gesund an, du hörst krank und seelisch gebrochen auf.“ Der Arbeitsdruck ist immens: In den  Versandzentren herrschen unmenschliche Vorgaben: „Entweder du schaffst 240 Aktionen pro Stunde oder du wirst von einem Roboter „gefeuert“.“ Allein in 2017 musste 600-mal der Rettungswagen zu einem Amazon-Versandzentrum in Großbritannien  ausrücken.

Wenn ein Algorithmus entscheidet, was eine Arbeitnehmerin zu tun hat, wann sie entlassen wird, wenn der Beschäftigte im Versandzentrum nur noch ein verlängerter Arm der Maschine ist, dann wird menschliche Arbeit entwertet.
Konsequenterweise lautet der Slogan der Gewerkschafter_innen: „We are humans, not robots.“ Und sie leisten Widerstand: 50 Streiks hat es weltweit bis 2018 bei Amazon gegeben, die Themen wiederholen sich: Lohn, Sicherheit am Arbeitsplatz, Schichtplanung.

Na und? Der Service ist super und die Preise unschlagbar

Ja, aber billig hat seinen Preis. Nicht nur für die Beschäftigten, sondern auch für jeden Konsumenten. Amazon hat einen riesigen ökologischen Fußabdruck, weigert sich bis dato, ihn zu veröffentlichen. Mittlerweile haben sich 4000 Beschäftigte in eine Online-Petition für die Aktionärsversammlung dafür ausgesprochen, dass Amazon einen Klimaplan entwickelt. Die Reaktion darauf lässt tief blicken.

Amazon gehört  einer langen Liste von Steuervermeidern und –optimierern an. Die Unternehmenssteuerzahlung in den USA beliefen sich für 2018 auf null Dollar Gleichzeitig hat Jeff Bezos, der reichste Mann der Welt, die Chuzpe, für den Neubau seiner zweiten Firmenzentrale Subventionen durch die Stadt New York in Höhe von 3 Milliarden Dollar zu fordern.

Gleichwohl nutze Amazon öffentliche Infrastruktur, trägt zur Verödung der Innenstädte bei und legt seine Kosten auf die Allgemeinheit um. Wenn zudem das Unternehmensziel darin besteht, Märkte zu dominieren, ist der Multi eben doch kein Unternehmen wie jedes andere.

Ein Fall für die Politik?

#OrganizeAmazon

Wollen Sie genauer hinter die Kulissen des UNI Amazon – Netzwerks in der Friedrich-Ebert-Stiftung von 29. - 30. April 2019 schauen:

Elanur Alsac (IPA) berichtet eindringlich und ausführlich über das reale Weltbild Amazons und das Bestreben der Gewerkschaften sich intensiver zu vernetzen, strategisch zu formieren und taktisch zu handeln, um eine globale, politische, öffentlichkeitswirksame Antwort auf Amazons unmenschliche Unternehmenskultur leisten zu können.


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