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Jeder zweite Mensch ist eine Frau. Doch für die Wissenschaft ist der Mann das Maß aller Dinge. Die britische Journalistin Carolina Criado Perez hat in ihrem aufsehenerregenden Buch „Unsichtbare Frauen“ beschrieben, wie die Lebensrealitäten von Männern den Bezugspunkt wissenschaftlicher Forschung darstellt, mit weitreichenden Folgen für Frauen. Weil wesentliche Daten fehlen, entsteht eine Datenlücke zu Lasten der Frauen, auf Englisch: Gender Data Gap.
Der Mann ist die Norm und das ist für Frauen lebensgefährlich. Beispiel Unfallforschung: An Puppen, sogenannten Crash Test Dummies, die einem mittelgroßen, mittelschweren Mann nachgebaut sind, werden mögliche Verletzungsfolgen von Auffahrunfällen simuliert. Frauen sind jedoch im Durchschnitt kleiner, ihre Muskulatur ist nicht so kräftig und federt einen Aufprall weniger gut ab. Die an den männlichen Dummies getesteten Sicherheitsgurte liegen deshalb bei Frauen nicht optimal an. Frauen haben, und das ist Statistik, ein stärkeres Verletzungsrisiko bei Autounfällen.
Beispiel Medizin: Die Symptome eines Herzinfarktes sind bei Frauen anders als bei Männern. Prompt erhalten Frauen häufiger Fehldiagnosen. Medikamente werden überwiegend an Männern getestet; Hormonschwankungen, bedingt durch den Menstruationszyklus der Frauen, machen angeblich die Erhebung von Forschungsergebnissen komplizierter. Für Patientinnen sind Medikationen deshalb häufig falsch bemessen.
Auch die deutsche Autorin Rebekka Endler kritisiert die Ausrichtung vieler Alltagsgegenstände am Normalfall Mann. Seine Maße sind beispielsweise Grundlage für die Einrichtung von Maschinen für die industrielle Produktion. Bei intersektionaler Betrachtung der Datenlücke wird deutlich, dass die strukturelle Benachteiligung andere marginalisierte Gruppen ebenfalls trifft, weil die angeblich objektive Wissenschaft nicht frei ist von Sexismus, Rassismus, Klassismus und Ableismus. Der Vielfalt des Menschen wird zu wenig Beachtung geschenkt.
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