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Bezahlbaren Wohnraum schaffen

Das „Netzwerk Leipziger Freiheit“ entwickelt Ideen für kooperative Wohnformen. Seit 2016 unterstützt es Mieter_innen dabei, in eigenen Häusern zu leben.

Wohnen  |   20. November 2023   |   Bericht von Ronny Arnold  |  Lesezeit: 3 Minuten

„So lang' man Träume noch leben kann“, sang einst die Münchner Freiheit. Den Titel dieser Ballade schreibt nun seit fast zehn Jahren die „Leipziger Freiheit“ fort. Dabei ist der Namensvetter aus Sachsen keine Popband aus den 80ern, sondern ein engagiertes Netzwerk, das erfolgreich Evergreens wie „bezahlbare Mieten“, „Stadtteilentwicklung“ und „kreatives Wohnen“ arrangiert. Die Bassline in diesem Orchester heißt Kooperation: Das Netzwerk selbst fußt auf Zusammenarbeit, beispielsweise mit der Stadt Leipzig und verschiedenen Partnern wie dem „Mietshäuser Syndikat“  oder der „Solidarischen Wohnungsgenossenschaft“. Allen Beteiligten geht es darum, Wohnprojekte zu initiieren und zu begleiten, die den Bewohner_innen eine Perspektive geben, in ihren eigenen Häusern zu leben. Bis dahin ist es oft ein langer Weg, der vom „Netzwerk Leipziger Freiheit“ begleitet wird.  

Eigentum gemeinsam besitzen

Das Prinzip: Die Menschen in den einzelnen Hausprojekten müssen sich zuerst zusammenfinden und kooperieren. Sie brauchen ein Konzept, eine Idee, in dem das Miteinander eine wesentliche Rolle spielt und bestenfalls auch der Stadtteil mitgedacht wird. Dabei muss sich im ersten Schritt eine Mietgemeinschaft finden, die aus dem Verhältnis der Abhängigkeit heraus will. Also den bewohnten Raum auch besitzen mag, mit aller Verantwortung, die dazu gehört. Und allen Möglichkeiten, beispielsweise in Zukunft selbst zu bestimmen, wer die Regeln macht oder wie sich die Kosten entwickeln.

Finanzierung aus städtischen Mitteln

Damit aus Mieter_innen Eigentümer_innen werden können, braucht es Mut, Energie und in den allermeisten Fällen einige Unterstützung. Das „Netzwerk Leipziger Freiheit“ bietet genau diese. Es ist in Leipzig seit 2016 zentrale Anlaufstelle für Gruppen, die Projektideen haben. Finanziert wird die Initiative aus städtischen Mitteln, verankert und aus der Taufe gehoben wurde sie durch das WoPoKo. Was ein wenig klingt wie ein Festival für Tanzwütige, beschreibt Jens Gerhardt-Strahl, (Netzwerk)koordinator im „Netzwerk Leipziger Freiheit“, als „die Mutter unseres Daseins“. Damit meint er das Netzwerk, in dem er seit Jahren arbeitet und welches im „Wohnpolitischen Konzept“ der Stadt Leipzig, besagtem WoPoKo, etabliert wurde.

140.000 Euro pro Jahr für die Netzwerkarbeit

Der Stadt geht es dabei explizit um bezahlbaren Wohnraum, der gemeinsam mit Akteuren aus Zivilgesellschaft sowie Wohnungs- und Bauwirtschaft geschaffen wird. Das Netzwerk bündelt dabei und sieht sich als Schnitt- und Anlaufstelle. Und das nicht wie in vielen anderen Städten nur auf einem Papier in einer Schublade der Stadtverwaltung, betont Jens Gerhardt-Strahl. In Leipzig finanziert das Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung die Netzwerkarbeit mit 140.000 Euro jährlich. Das schafft bereits seit einigen Jahren schon Kontinuität, die Initiative kann damit planen und arbeiten.

Leipzig reagiert auf rasante Entwicklung auf Wohnungsmarkt

Mit dem Wohnpolitischen Konzept hat Leipzig 2015 auf einen Wohnungsmarkt reagiert, der nach 1990 am Boden lag und sich dann seit der Jahrtausendwende rasant entwickelt hat. Einhergehend mit einer Bevölkerung, die in den vergangenen 25 Jahren um fast 150.000 Menschen gewachsen ist. Noch in den 1990er Jahren vorhandene Freiräume für vielfältige Wohn- und Lebensformen sind durch dieses Wachstum enorm unter Druck geraten. In ihrem WoPoKo hat die Stadt diese Entwicklung erkannt und festgestellt, dass „gleichzeitig die Nachfrage nach kooperativen Wohnformen steigt, die Ausdruck einer Pluralisierung von Lebensstilen sind“. Deshalb werden im Konzept kooperative Wohnformen explizit als Förderziel benannt, „die in Form von gemeinschaftlichem, genossenschaftlichem oder individuellem Eigentum organisiert sein können“. Das Ziel der Unterstützung: eine größere Vielfalt im Wohnungsangebot sowie die Stärkung des sozialen Zusammenhalts auf Quartiersebene, um diese „Wohnformen für Haushalte mit unteren und mittleren Einkommen weiterhin zugänglich zu machen“.

Unterschiedliche Wohnmodelle fördern

Zu den gewünschten Wohn- und Bauformen zählt die Stadt kooperative Wohnmodelle, ebenso kleine Genossenschaften und selbst organisierte Wohnprojekte. Das „Netzwerk Leipziger Freiheit“ ist dabei die Drehscheibe, die die Projektgruppen, also potentielle Eigentümer_innen sowie Hausgemeinschaften, berät, die aus der Spirale stetig steigender Mieten raus wollen.

Gerade ist das Netzwerk dabei, direkt auf Hausbesitzer_innen zuzugehen und in Kooperation mit dem Eigentümerverband „Haus & Grund“ für den Verkauf an Mieter_innen zu werben. Damit der Besitz nicht in die Hände von Immobilienfonds fällt, die weiter an der Mietpreisschraube drehen. Das Netzwerk sieht das als Chance für einen sozial ausgewogeneren Wohnungsmarkt. Die Hoffnung: So könnten noch viele weitere kooperative Wohnprojekte entstehen, verteilt über Leipzig, die eine Pluralisierung von Lebensstilen widerspiegeln und Leipziger_innen helfen, sich ihre eigenen, ganz unterschiedlichen Wohn- und Lebens(t)räume zu schaffen.

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