Sexualität
Was bedeutet Sexualität?
Sie ist etwas sehr Persönliches, beschreibt intime Gefühle und Bedürfnisse, und hat zugleich eine politische Dimension: Sexualität. Abgeleitet vom lateinischen Wort sexus für Geschlecht, wird sexualitas mit „geschlechtlich sein“ übersetzt. Menschen sind sexuelle Wesen, ihr Leben lang. Sie erleben Sexualität alleine oder in der Begegnung mit anderen und all dies auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen. Sie ist ein körperliches Bedürfnis, psychologische Faktoren genauso wie der soziokulturelle Kontext bestimmen die Geschlechtlichkeit. Sexualität verschafft Glücksgefühle, sorgt für Bindung und beeinflusst die Liebe. Sexualität kann aber auch sehr unglücklich machen.
Dreh- und Angelpunkt von Geschlechterpolitik ist die Sexualität. Der Staat mischt sich ein: Er verbietet die Abtreibung, bestraft sexualisierte Gewalt, erlaubt die Ehe für alle, regelt die Prostitution, sorgt für den positiven Geschlechtseintrag „divers“, steht sich im Weg bei der Änderung des Transsexuellengesetzes und vieles mehr. Nicht jede gesetzliche Regelung ist gelungen oder ausreichend. Sie entstehen vor dem Hintergrund gesellschaftspolitischer Auseinandersetzung als Kompromiss widerstreitender Kräfte.
Sexualpolitische Kämpfe gibt es von Anbeginn der Frauenbewegung. Schon vor 100 Jahren waren Prostitution, Frauen- und Mädchenhandel, Gewalt gegen Frauen und die Not unverheirateter Mütter brennende soziale Fragen. Im politischen Aufbruch der 1960er und 70er Jahre ging es um Aufklärung und befreite sexuelle Beziehungen. Die Forderungen: §218 und §175 Strafgesetzbuch müssen weg. Heute geht es um sexualisierte Übergriffe und Gewalt im häuslichen Kontext, am Arbeitsplatz und im Internet. Die Gesellschaft verhandelt die Anerkennung geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung, gespiegelt in der Auseinandersetzung um das sprachliche Gendern. Der Feminismus hat als weltanschauliche Bewegung viel für die Öffnung der Gesellschaft, für Toleranz und Akzeptanz erreicht; besser ist es von „Feminismen“ zu sprechen, denn es sind unterschiedliche Strategien und Lösungsansätze zu beobachten. Dagegen stehen konservative bis hin zu rechtspopulistische Kräfte oder auch der organisierte Maskulismus.
Quellen
- Geschlechterpolitische Verhältnisse im 21. Jahrhundert
Helma Lutz und Marianne Schmidbaur, In: Informationen zur politischen Bildung 342:1 (2020).
https://www.bpb.de/izpb/307415/geschlechterverhaeltnisseim-21-jahrhundert
Weitere Beiträge zum Thema Gender und Geschlechtergerechtigkeit:
Teure Fürsorgearbeit: Das Elend migrantischer Hausarbeiter_innen
Für mehr Geschlechtergerechtigkeit: Gewerkschaften als treibende Kräfte des Wandels stärken
FES impuls | Gute Arbeitsbedingungen am Theater – auch für Familien?
