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Von Petra Keller und Sarah Gräf
Wer engagiert sich eigentlich bei uns? Wer kommt zu unseren Veranstaltungen und wer sitzt bei uns in der Geschäftsstelle? Wenn es um zivilgesellschaftliches Engagement geht, sind Menschen mit Behinderungen immer noch unterrepräsentiert. Das liegt oft daran, dass sich Menschen mit und ohne Behinderungen aufgrund ganz praktischer Faktoren nicht begegnen: Der Veranstaltungsort im dritten Stock ohne Aufzug, die kleingedruckte Ausschreibung auf der Webseite und mangelnde Transparenz zu den Möglichkeiten, mitzuwirken. Auch spielen Annahmen darüber eine Rolle, was Menschen mit Behinderungen zugetraut werden kann. Körperliche und/oder chronische Beeinträchtigungen und Behinderungen offen zu kommunizieren, kann deshalb auch weitreichende Nachteile mit sich bringen.
Gesellschaftliche Teilhabe ist ein Menschenrecht und NPOs können an vielen Stellen dazu beitragen, gesellschaftliche Ressourcen (besser) zugänglich zu machen. In unserem Thema im Fokus beschäftigen wir uns daher konkret mit der Frage, wie NPOs Barrieren in der eigenen Organisation, den Angeboten und Veranstaltungen abbauen können, um ein breiteres zivilgesellschaftliches Engagement zu ermöglichen.
Es gibt keine allgemeingültige Definition von Behinderung. Gesellschaftliche Normen haben einen erheblichen Einfluss darauf, was in einer Gesellschaft als Behinderung gilt. Behinderung entsteht also auch durch Zuschreibungen, durch gesellschaftliche Strukturen, Gesetze und Barrieren. Ein Mensch kann in bestimmten Situationen Behinderungen erfahren und in anderen wiederrum nicht.
In der UN-Behindertenrechtskonvention wird Behinderung folgendermaßen definiert: „Menschen, die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe hindern können.“ Da das Wort „Behinderung“ von vielen – oft nicht betroffenen – Menschen als stigmatisierend empfunden wird, werden häufig Umschreibungen verwendet. Für viele Menschen mit Behinderungen handelt es sich aber um eine neutrale Beschreibung. Einzelne Personen oder Organisationen bevorzugen für sich allerdings auch andere Begriffe.
Die unterschiedlichen Sichtweisen auf den Begriff Behinderung werden auch als Modelle bezeichnet. Beispielsweise werden im medizinischen Modell Denk- und Sichtweisen zusammengefasst, bei denen der Fokus auf Erkrankung, Defizit etc. gelegt wird. Im sozialen Modell hingegen ist Behinderung die Folge von Umwelt, Barrieren und Diskriminierungen.
Die Disability Studies unterscheiden zwischen den Begriffen Behinderung und Beeinträchtigung. Während „Beeinträchtigung“ den körperlichen Aspekt von Behinderungen in den Fokus stellt, werden beim Begriff „Behinderung“ soziale Aspekte benannt. Das heißt Barrieren, die ausschließen und behindern, und damit die körperliche Beeinträchtigung erst zu einem Problem machen.
Von „Behinderung“ abzugrenzen ist „Krankheit“. Als Krankheit wird von den meisten Menschen ein vorübergehender Zustand verstanden. Von Behinderung wird gesprochen, wenn es länger andauert, obwohl sich Menschen natürlich auch temporär behindert fühlen können. Wenn Krankheiten andauern und nicht heilbar sind, gelten sie als „chronisch“ und können zu Behinderungen werden (z.B. bei Multiple Sklerose, Diabetes oder manche Krebs- oder Herzerkrankungen).
Ableismus (von engl. to be able = fähig sein) bezeichnet die strukturelle Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen. Auch hier liegt der Fokus darauf, dass Menschen an ihrer gleichberechtigten Teilhabe und ihrem Zugang zu Ressourcen (bspw. Zugang zum Wohnungs- und Arbeitsmarkt, Gesundheitswesen, Bildungseinrichtungen, etc.) ge- bzw. behindert werden.
Bei vielen Vereinen scheitert es schon an der Tür. Bauliche Barrieren wie zu enge Ein- und Ausgänge, fehlende Fahrstühle oder zu enge Flure kommen wohl den meisten Menschen als erstes in den Sinn, wenn über Barrieren gesprochen wird. Jedoch können unterschiedlichste Barrieren den Zugang zu zivilgesellschaftlichem Engagement erschweren oder verhindern:
NPOs werden von den aktuellen Gesetzen zur Barrierefreiheit je nach Rechtsform und angebotenen (digitalen) Dienstleistungen unterschiedlich erfasst. Es können auch Verpflichtungen durch die Verwendung von öffentlichen Fördermitteln entstehen. Durch die Gemeinwohlorientierung ergibt sich außerdem ein selbst gesetzter Anspruch daran, gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
Mit Julia Maiano sprechen wir über ihre kommunalpolitischen Aktivitäten und den Abbau von Barrieren im Engagement-Bereich. Wie können Menschen mit Behinderung in ihrem Engagement gestärkt werden? Julia Maiano ist im Bundesvorstand der AG Selbst Aktiv, einer Arbeitsgemeinschaft der SPD. Auf Bundes-, Landes-, und kommunaler Ebene arbeitet sie zu Themen rund um Inklusion, Teilhabe und Mitbestimmung.
Silke Georgi ist Projektleiterin von JOBinklusive, einem Projekt des Sozialhelden e.V.. Sie setzt sich dafür ein, mehr Menschen mit Behinderung den Weg in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu ermöglichen und unterstützt Arbeitgeber*innen, die Menschen mit Behinderung einstellen wollen. Mit ihr sprechen wir über Schritte zum Abbau von Barrieren in NPOs. Was sind Tipps für Organisationen, die sich auf den Weg machen wollen?
Digitale Barrierefreiheit bedeutet, dass digitale Angebote für alle gleichberechtigt und sicher nutzbar sind. Auch für Menschen mit Behinderungen. Der Zugang zur digitalen Infrastruktur, zu Internet, Webseiten, elektronische Dokumente, Software und mobile Anwendungen müssen ohne Hindernisse bedienbar und benutzbar sein.
Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass viele Angebote digital angeboten und ausgebaut wurden. Viele Menschen, die vorher erschwerte Zugänge hatten, konnten so an öffentlichen Aktivitäten teilnehmen. Digitalisierung kann also dazu führen, Schwellen zur Teilhabe zu senken, wenn beispielsweise räumliche Barrieren durch eine nicht-ortsgebundene Kommunikation überwunden werden. Jedoch werden auch im digitalen Raum bestehende Barrieren nicht automatisch abgebaut. Wenn beispielsweise bei einer vor-Ort-Veranstaltung keine Dolmetscher*innen eingeladen werden, dann wird es nicht barrierefreier, wenn die Veranstaltung (ohne Dolmetscher*innen) online stattfindet. Häufig werden auch sinnliche Wahrnehmungen wie Hören und Sehen oder ein bestimmtes Vorwissen vorausgesetzt.
Wie sorgen wir in nach-pandemischen Zeiten für digitale Teilhabe? Und wie verhindern wir Barrieren im digitalen Raum? Folgende Fragen und Tipps können hier helfen:
Welche Fragen stellen sich auf dem Weg zum Abbau von Barrieren in der eigenen Organisation?
Selbstverständnis und Haltungen
Organisation und Struktur
Kommunikation und Information
Angebote und Veranstaltungen
Bundesfachstelle Barrierefreiheit - Fachstelle für Barrierefreiheit in der öffentlichen Verwaltung
BIK für alle - Informationsplattform zu Barrierefreiheit im Internet
Leidmedien.de - Ein Projekt der Sozialheld*innen e.V.
barrierenbrechen.de - Ein Projekt der Sozialheld*innen e.V.
netz-barrierefrei.de - Beratung zur digitalen Barrierefreiheit
Eine Reihe von Werkzeugen hilft dabei, die eigene Webseite zu analysieren und für Menschen mit Behinderungen besser zugänglich zu machen.
weitere Informationen
Das Projekt „BIK - für Alle" (Barrierefrei informieren und kommunizieren) bietet Informationen, Leitfäden und Webinare zu digitaler Barrierefreiheit.
Sammelband der Bundjugend zu Ableismus und Klimagerechtigkeit. Auch als Audioversion und barrierefreies PDF verfügbar.
Im Barriere-Scouts-Programm von Sozialheld*innen e.V. beraten Menschen mit Behinderungen Ortsbetreiber*innen in Sachen Barrierefreiheit.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V. (bagfa) stellt Tipps und Arbeitshilfen für die inklusive Projektarbeit zur Verfügung.
Broschüre der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. (ISL) mit Strategien zur Stärkung von Selbsthilfepotentialen.
Der BIK BITV-Test hilft seit 2005 dabei, Websites, Webanwendungen und Apps auf Barrierefreiheit zu prüfen.
Sammelband herausgegeben von Iman Attia, Swantje Köbsell und Nivedita Prasad. Er beinhaltet auch Beiträge zur Dimension Behinderung.
Warum tauchen behinderte Menschen so selten in den Medien auf? Warum existieren immer noch Barrieren, wo es doch längst mehr als eine Lösung gäbe?…
Das MuP-Thema im Fokus "Organizing und Engagement" zeigt, was sich hinter Organizing verbirgt und wie es angewandt wird.