Auf dem Weg in die EU: Albanien modernisiert seine Wirtschaft

Albanien ist auf dem Weg in die Europäische Union. Das Land arbeitet hart daran, seine Wirtschaft zu modernisieren. Dafür braucht es mehr Chancen und Qualifikationen für die Jugendlichen.

Bild: „Markt der Möglichkeiten“ auf der Konferenz in Tirana, Foto: FES

Auf dem Weg in die EU trennen nicht nur politische und rechtsstaatliche Probleme Albanien von einer Integration. Auch wirtschaftlich liegen noch Welten zwischen dem Balkanstaat und „neuen“ EU-Mitgliedern wie der Slowakei oder Polen und „alten“ wie Deutschland oder Großbritannien gleichermaßen.

Das zeigt sich zum Beispiel an der Anzahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft. Hier ist nach wie vor die Hälfte der Bevölkerung tätig, wobei im Agrarsektor nur ein Sechstel des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet wird. Dieses beträgt nur 31 Prozent des EU-Durchschnitts. Ein großes soziales und wirtschaftliches Problem bleibt die Arbeitslosigkeit. Sie beträgt 19 Prozent, bei den unter 27-Jährigen sogar rund 30 Prozent. So zumindest sagen es die offiziellen Angaben: Legt man Arbeitsverträge mit Sozialversicherungen zugrunde, ist real von doppelt so hohen Werten auszugehen. Albanien ist noch immer eines der ärmsten Länder Europas.

Schrittweise aber verändert sich die Situation. Die Wachstumsraten der letzten Jahre sind leicht gestiegen, die gesamteuropäische Wirtschaftskrise war ein Dämpfer, verursachte aber immerhin keine Rezession. Auch die Preissteigerung ist seit einigen Jahren stabil, gab es doch Ende der 1990er-Jahre noch Phasen der Hyperinflation.

Um einen Beitrag zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung zu leisten, organisierte die Friedrich-Ebert-Stiftung am 3. November in Tirana zusammen mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Deutschen Industrie- und Handelsvereinigung in Albanien (DIHA) eine große Konferenz. Unter dem Titel „The most needed professions – Albanian Economy needs good skills” versammelten sich Vertreter­_innen von Verbänden, Ministerien und der Wirtschaft, um konkrete Vorschläge für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes zu erarbeiten. Im Fokus standen dabei Perspektiven für die berufliche Bildung in Albanien. Das deutsche Modell der dualen Ausbildung in Betrieb und Berufsschule soll hierfür Vorbild sein.

Welche Bedeutung das Thema im Land hat, wurde schon durch die Teilnahme hochrangiger Vertreter_innen unterstrichen. Albaniens Premierminister Edi Rama und Hellmut Hoffmann, deutscher Botschafter in Albanien, eröffneten gemeinsam die Konferenz. Weitere prominente Sprecher waren die Minister Blendi Klosi (Soziales und Jugend) und Arben Ahmetaj (Wirtschaftliche Entwicklung, Tourismus, Handel und Unternehmen) sowie Jürgen Hollstein, Geschäftsführer des Kuratoriums der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung.

Das Ziel der Konferenz lag in erster Linie darin, den Stellenwert nicht-akademischer Berufs- und Bildungswege für Investitionen, Wirtschaftswachstum und Wohlstand zu unterstreichen. Dazu waren über 250 Teilnehmer_innen geladen, die nicht nur den Vortragenden zuhörten, sondern selbst tätig wurden. In Arbeitsgruppen wurde intensiv diskutiert und Vorschläge zur verbesserten Zusammenarbeit von Wirtschaft und Bildungssektor erarbeitet. Chancen ergeben sich dabei vor allem im Tourismus, in der Bauindustrie, in Leicht- und Textilindustrie und im Gesundheitsektor.

An einem Strang ziehen – hier liegt in jedem Fall ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg der Anstrengungen, das unterstrich auch Frank Hantke von der FES in Tirana in seinem Schlusswort. So kann daraus eine echte Ausbildungsoffensive für und mit Albaniens Wirtschaft werden.


Demokratisches Europa

Eine Politik für Europa muss in erster Linie von den Bürger_innen Europas getragen werden. Wir wollen daher wissen, welche Erwartungen die Menschen an die EU haben. Momentan ist eine kritische Einstellung weit verbreitet. Wie muss sich die EU verändern, damit das Vertrauen in sie wieder wächst? Wie kann die EU fairer, demokratischer und inklusiver gestaltet werden? Vor allem im Rahmen der politischen Bildung wollen wir einen Beitrag leisten, um ein Europa des Zusammenhalts zu befördern.

Ansprechpartnerin

Marie Meier

+49 30 26935-7418
Marie.Meier(at)fes.de

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