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Fahrraddemos, Mitfahrzentralen, Wärmeversorgung: Wie Pat_innen vor Ort Klimaschutzprojekte voranbringen
Energiewende | 5. Dezember 2024| Bericht von Julia Egleder | Lesezeit: 5 Minuten
Was hat das rheinland-pfälzische Dorf Macken mit der mecklenburg-vorpommerischen Gemeinde Nossendorf gemeinsam? Beide haben ehrenamtliche Klimaschutzpat_innen. Im 600-Seelen-Dorf Nossendorf, idyllisch an der Mecklenburger Seenplatte gelegen, heißt einer von ihnen Werner Wirdemann.
Der 67-Jährige war bisher noch nicht in besonderem Maße für Klimaschutz aktiv, bis vor einem Jahr. Da suchte sein Gemeinderat Klimaschutzpat_innen. Wirdemann, gerade frisch Rentner geworden, hatte viel freie Zeit und wollte sich für seine Gemeinde engagieren.
Klimaschutzpat_innen sind Ehrenamtliche, die sich für den Klimaschutz in ihrer Gemeinde oder in ihrem Stadtteil einsetzen. Dahinter steckt das Projekt „KlikKS“ (Klimaschutz in kleinen Kommunen und Stadtteilen), das es seit dem Jahr 2022 gibt. Acht Bundesländer nehmen bei KlikKS teil, Träger sind die Energie- und Klimaschutzagenturen der Bundesländer. Sie bilden die Klimaschutzpat_innen aus und beraten diese bei ihren Aktivitäten. In 170 beteiligten Kommunen gibt es derzeit 399 Klimaschutzpat_innen.
In der Zukunftswerkstatt Themen finden
In Nossendorf wurden Werner Wirdemann und seine Kollegin Kati Ilgen schnell aktiv. Um die Bürger_innen einzubinden, organisierten sie im Frühjahr 2024 eine Zukunftswerkstatt. 21 Menschen kamen und diskutierten die Fragen: Was läuft in unserer Gemeinde nicht gut? Wie können wir es besser machen? Es bildeten sich Gruppen, die die verschiedenen Themenbereiche bearbeiten wollen – und sich dafür nun einmal im Monat treffen.
Eine Gruppe zum Thema Energie sondiert beispielsweise die Möglichkeiten für den Einsatz regenerativer Energien und die Gründung einer Bürger-Energie-Genossenschaft. Eine andere Gruppe setzt sich für bessere Fuß- und Radwege ein.
„Wir haben auch eine Fahrraddemo organisiert“, erzählt Pate Wirdemann im Gespräch mit VORAN. „Damit wollen wir Druck machen, dass sich Gemeinderat und Landkreis für einen sicheren Fahrrad- und Fußweganschluss an Demmin einsetzen.“ Denn es fehlt noch ein Teilstück des Fahrradweges ins neun Kilometer entfernte Demmin, den nächstgrößeren Ort. 60 Menschen haben bei der Fahrraddemo mitgemacht – bei 660 Einwohner_innen ein großer Erfolg, wie Wirdemann findet. Bis Jahresende will die Gruppe alle Fahrrad- und Fußwege rund um Nossendorf kartieren und ins Internet stellen.
Wie eine Spinne im Netz
Was genau ist Wirdemanns Rolle als Klimapate? Er agiere ein bisschen wie eine Spinne im Netz, die alle Fäden zusammenhalte, sagt er. Er schaue darauf, dass sich die verschiedenen Gruppen regelmäßig treffen. Aber auch um ganz praktische Themen kümmert er sich: Etwa, dass bei der Fahrraddemo eine Kabeltrommel vorhanden ist, für das Mikrofon der Redner_innen.
Außerdem dokumentiert er alle Aktivitäten, die aus der Zukunftswerkstatt entstanden sind, auf der neuen Homepage www.NossendorferThemen.de, auf der man auch das Kulturhaus für die Zusammenkünfte der Gruppen buchen kann. „Rund eine Stunde am Tag verbringe ich mit meiner Tätigkeit als Klimaschutzpate“, berichtet Wirdemann. Als ersten kleinen Erfolg in seinem Amt nennt er eine neue Mitmach-Bibliothek, in der alle Bücher abgeben sowie ausleihen können. Und im April 2025 wird es eine Pflanzen- und Samentauschbörse geben.
Gebäudeisolierung und Solarkraft fördern
Vom hohen Nordosten Deutschlands in den äußersten Westen Deutschlands. Gottfried Heck ist Klimaschutzpate in der 380-Seelen-Gemeinde Macken im Hunsrück. Rheinland-Pfalz war das Ursprungsland von KlikKS, von hier kam die Idee. Heck ist schon seit 2019 Klimaschutzpate, damals habe er im Radio davon gehört, dass das Land und die Energieagentur Klimaschutzpat_innen suchten, erzählt er. Im Jahr 2019 lief bereits „KlikKS aktiv“, das Vorgängerprojekt des derzeitigen Programms. „Als ich den Aufruf im Radio gehört habe, habe ich mir gedacht: Das ist was für mich“, sagt Heck. Der 74-Jährige beschreibt sich als „klimabewegt“, er setzt sich schon lange für Klimaschutz ein und war früher bei den Grünen aktiv.
Als Klimaschutzpate organisierte Heck zunächst mehrere Veranstaltungen zu Klimathemen in Macken. In der ersten Veranstaltung ging es um Möglichkeiten bei der Gebäudeisolierung. Ein anderes Mal um die Energiegewinnung mit Solarkraft. „Die Referenten dafür kamen von der Energieagentur Rheinland-Pfalz. Die Zusammenarbeit mit der Agentur hat immer super geklappt“, sagt Heck.
Haupt- und Ehrenamtliche verbinden
Das Projekt KlikKS will das Ehrenamt auch dadurch neu beleben, dass es haupt- und ehrenamtlichen Klimaschutz verbindet. „Ich bin immer wieder begeistert, mit wie viel Herzblut die Ehrenamtlichen an ihre Aufgabe herangehen und mit wie viel Motivation sie Aktivitäten in ihren Kommunen planen“, sagt Sabrina Wolf, Projektleiterin von KlikKS in Rheinland-Pfalz (siehe Interview).
Die Klimaschutzpat_innen genießen eine sogenannte Eins-zu-Eins Betreuung, erläutert Wolf: „Sie können sich jederzeit an uns wenden, wenn sie eine Veranstaltung planen wollen oder Infomaterialien zu einem bestimmten Thema brauchen. Wir haben in den Energie- und Klimaschutzagenturen Expert_innen zu vielen verschiedenen Themen und diese kommen dann zu der Veranstaltung vor Ort.“
Auch bei der Veranstaltung zum Thema „Nahwärme“, die Gottfried Heck im Herbst 2022 in Macken organisierte, referierte ein Experte der Energieagentur. Das Thema „Nahwärme“ bewegte die anwesenden Bürger_innen besonders, viele äußerten Interesse an einer solchen Wärmeversorgung. Denn die überwiegende Mehrheit in Macken heizt derzeit mit Öl, manche auch mit Flüssiggas, Strom oder Pellets. Auch der Bürgermeister des Ortes sagte seine Unterstützung zu. Nach der Veranstaltung gründete sich die Projektgruppe „Nahwärme in Macken“ mit acht Teilnehmenden, darunter auch Gemeinderatsmitglieder.
Heck und die Gruppenmitglieder gingen dann mit einem Umfragebogen, den sie von der rheinland-pfälzischen Energieagentur bekommen hatten, von Haus zu Haus. Sie befragten 150 Haushalte, ob sie an einem Anschluss an ein Nahwärmenetz interessiert seien. Mehr als 60 Prozent sprachen sich dafür aus. Der Stand im November 2024: Ein Ingenieursbüro stellte die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie für die geplante Nahwärmeversorgung vor. Heck ist zufrieden mit dem Fortschritt: „Hätten wir in Macken nicht die Initiative ergriffen, wäre das Thema Nahwärme sicherlich nicht mit solchem Nachdruck verfolgt worden“, sagt er.
Die Zukunft pragmatisch gestalten
Im mecklenburg-vorpommerischen Nossendorf ist es Werner Wirdemann und seiner Kollegin Kati Illgen wichtig, nicht mit erhobenem Zeigefinger auf die Leute zuzugehen – und das Thema Klima nicht zu sehr zu betonen: „Wir nennen uns lieber Zukunftspaten“, sagt Kati Ilgen. Das Thema Klimaschutz sei bei vielen in Nossendorf nicht unbedingt positiv besetzt. Viele würden da an die Aktionen der sogenannten „Klimakleber“ der „Letzten Generation“ denken.
Fahrgemeinschaften unkompliziert fördern
Um möglichst viele in Nossendorf zu erreichen, sei es wichtig, dass die gemeinsamen Aktionen möglichst pragmatisch sind, Spaß machen und auf die Bedürfnisse der Menschen zugeschnitten sind. Und am besten sollten die Menschen damit auch Geld sparen. So wie beim Projekt „Fahrgemeinschaften“. Die Arbeitsgruppe „Mobilität“ ist gerade dabei, Daten zu den Pendlerströmen aus Nossendorf bei den Behörden anzufragen.
Dann soll es eine Übersicht auf der Homepage www.nossendorferthemen.de geben, auf dem sich die Bürger_innen mit ihren Fahrten oder Gesuchen eintragen. Gedacht ist das als sehr niedrigschwellige und einfache Lösung, um Fahrgemeinschaften zu bilden oder Menschen ohne Mobilitätsmöglichkeiten zu unterstützen. „Das spart für den Einzelnen Geld, es macht Spaß, weil man mit anderen ins Gespräch kommt und es ist pragmatisch umzusetzen“, sagt Wirdemann.
Weitere Informationen:
Das Projekt „KlikKS“ (Klimaschutz in kleinen Kommunen und Stadtteilen): https://www.klimaschutz.de/de/projekte/klikks-klimaschutz-kleinen-kommunen-und-stadtteilen
Good-Practice-Beispiele aus den Projekten KlikK aktiv und KlikKS: https://klimaschutz-ehrenamt.de/
Digitaler Praxisleitfaden als Arbeitshilfe, um Klimaschutzaktivitäten zu initiieren und durchzuführen: https://leitfaden.kommunaler-klimaschutz.de/
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